Tuberkulose bei Kindern auf dem Vormarsch

Jahrelang ging die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen in Deutschland zurück, jetzt nimmt sie kaum noch ab. Das RKI befürchtet eine Trendwende.

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Der Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis unter dem Elektronenmikroskop.

Der Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis unter dem Elektronenmikroskop.

© dpa

BERLIN (eis). Im Jahr 2010 sind in Deutschland 136 Patienten an einer Tuberkulose gestorben, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI) anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März (Epi Bull 2012; 11/12: 91).

2010 wurden demnach 4.330 Tuberkulosen registriert und damit kaum weniger als im Jahr 2009.

"Noch immer eine viel zu hohe Zahl"

"In Anbetracht der Schwere der Krankheit und der Behandlungsdauer von mindestens sechs Monaten ist das noch immer eine viel zu hohe Zahl", betont RKI-Präsident Professor Reinhard Burger in einer Mitteilung.

Nach seinen Angaben sind auch die gestiegenen Fallzahlen bei Kindern ein Anzeichen für eine mögliche Trendwende bei TB. So erkrankten 2010 nach RKI-Angaben 158 Menschen unter 15 Jahren. Damit setzt sich der 2009 erstmals beobachtete Anstieg fort (2009: 142 Fälle; 2008: 124 Fälle).

Bei Kindern ist TB fast immer auf eine kürzlich erfolgte Ansteckung zurückzuführen und damit ein Indikator für das aktuelle Infektionsgeschehen. Auch in einzelnen Ballungsräumen, wie Frankfurt/Main und Köln wird bereits ein Wiederanstieg der Erkrankungszahlen beobachtet.

In den Großstädten leben nämlich überproportional viele Menschen aus Risikogruppen wie Migranten aus Hochprävalenzländern, HIV-Infizierte, Suchtkranke oder Obdachlose.

TB-Kranke brauchen kostenfreien Zugang zum Gesundheitssystem

Bei niedrigem Einkommen oder ungeklärtem Aufenthaltsstatus behinderten Zuzahlungen zu Arzneien und die Praxisgebühr erheblich die Diagnose und Therapie, so die Erfahrung des Gesundheitsamts in Frankfurt am Main. Nach den Vorgaben der WHO brauchten TB-Kranke auch in Deutschland einen kostenfreien Zugang zum Gesundheitssystem (Epi Bull 2012; 12: 101).

Um Neuerkrankungen zu vermeiden, müssen Infektionsketten rasch unterbrochen werden. Die Gesundheitsämter müssen dazu mit großem Aufwand im Umfeld von Betroffenen nach weiteren Infizierten suchen.

Für die Behandlung haben Fachgesellschaften neue Empfehlungen veröffentlicht. Danach wird eine Dreifachtherapie bei Erwachsenen mit Tuberkulose ohne Resistenzen nicht mehr empfohlen. Für die Therapie von Patienten mit multiresistenter Tuberkulose (MDR-TB) wird zu vier Zweitrangmedikamenten geraten.

Patienten mit MDR-TB sollten wenigstens 20 Monate behandelt werden, wobei ein injizierbares Medikament (Initialphase) mindestens über acht Monate zu geben ist. Jedem Tuberkulosepatienten sollte zudem ein HIV-Test angeboten werden.

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