Genuss oder Alptraum

Unterschiedliche Alkoholika = verschiedene Emotionen

Bier macht selbstbewusst, Schnaps aggressiv: Forscher haben untersucht, welches alkoholische Getränk welches Gefühl auslöst. Männer und Frauen reagierten dabei unterschiedlich auf den Alkohol, verschiedene Nationalitäten auch.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Prost: Bier machte Befragte einer Online-Umfrage entspannt, häufig aber auch aggressiv.

Prost: Bier machte Befragte einer Online-Umfrage entspannt, häufig aber auch aggressiv.

© Andreas Gebert / picture-alliance / dpa

CARDIFF. Verschiedene alkoholische Getränke führen zu unterschiedlichen Emotionen beim Trinken. Die Ergebnisse einer Studie über mit Alkohol assoziierten Gefühle veröffentlichten Forscher aus Wales im Online-Magazin BMJ Open (10.1136/bmjopen-2017-016089).

Grundlage der Studie ist ein anonymer Online-Fragebogen, dem Global Drug Survey (GDS), den fast 30.000 Teilnehmer ausgefüllt haben. Diese waren zwischen 18 und 34 Jahren alt und kamen aus 21 Ländern.

Bier führte bei den Befragten oft zu mehr Selbstbewusstsein (44,5 %) und dem Gefühl von Entspannung (49,8%). Dagegen fühlten diesen Effekt deutlich weniger beim Konsum von Weißwein (28,2 % und 32,6 %). Schnaps hatte den stärksten Effekt auf die Gefühlswelt der Konsumenten: Über die Hälfte fühlte sich nach dem Trinken belebt und selbstbewusst; 42 Prozent gar besonders sexy.

Neben positiven Emotionen lösten verschiedene Arten von Drinks auch unterschiedliche negative Gefühle aus: Rotwein machte sechs von zehn Befragte müde, Schnaps mehr als ein Viertel unruhig und aggressiv – und fast der Hälfte der Trinker wurde von den Spirituosen schlecht.

Eine Frage der soziologischen Gruppe?

Weiterhin stellten die Forscher fest, dass die assoziierten Stimmungen sich je nach soziologischer Gruppe unterschieden:

  • Frauen berichteten generell öfters von Emotionen durch den Alkohol. Ausnahme: Männer wurden häufiger aggressiv durch Drinks.
  • Jüngere Konsumenten zwischen 18 und 24 Jahren assoziierten am häufigsten alkoholische Getränke mit Gefühlen.
  • Je höher das Bildungsniveau, desto weniger oft gaben Befragte an, Stimmungen mit einem alkoholischen Getränk zu assoziieren.
  • Starke Trinker berichteten fünfmal häufiger von ausgelösten Emotionen als Konsumenten, die seltener Alkohol tranken (aOR 4,7; 95% CI 4,07-5,50).

Daneben fanden die Waliser auch kulturelle Unterschiede: Alkoholika machten Kolumbianer entspannt und ließen sie sich attraktiv fühlen; Norweger wurden dahingegen öfter aggressiv und Franzosen unruhig.

Ursachen fraglich

Unklar blieb den Forschern, warum die verschiedenen Alkoholika unterschiedliche Emotionen auslösen. Sie vermuten, dass Marketing und die Umgebung eine Rolle spielen: "Es gibt sicherlich eine Erwartungshaltung gegenüber bestimmter Getränke: Wer einen entspannten Abend erleben will, greift wohl häufiger zu einem Bier und zu Wein", sagt Professor Mark Bellis von Public Health Wales.

Die Studienmacher erhoffen sich, dass ihre Ergebnisse Teil einer verbesserten Prävention wird. Künftig könne bei der Prävention zwischen verschiedenen alkoholischen Getränken unterschieden werden und bestimmte Emotionen gezielt mit dem jeweiligen Drink assoziiert werden. Auch könnte man besser zwischen unterschiedlichen soziologischen Gruppen unterscheiden.

Jedoch sei mehr Forschung nötig, um zu verstehen, warum Menschen zu einem bestimmten Getränk in einer konkreten Situation greifen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Beschluss des G-BA in Kraft getreten

Zweitmeinung bei Karotisstenose ab Oktober möglich

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

Bei der Frage, ob und wann die Nieren gespült werden sollten, herrscht Uneinigkeit.

© Hifzhan Graphics / stock.adobe.com

Akutes Nierenversagen

Fragwürdige Nierentherapien: Nicht unnötig spülen!