Verlängerte Prophylaxe bessert Thromboseschutz

GENF (grue). Bettlägerige, nicht-chirurgische Patienten können mit dem niedermolekularen Heparin (NMH) Enoxaparin vor Thrombosen geschützt werden. Dabei profitieren die Patienten besonders von einer verlängerten Prophylaxe über den zehnten Tag hinaus.

Veröffentlicht:

Mit einer verlängerten Enoxaparin-Prophylaxe von mehr als fünf Wochen ist das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) signifikant um 44 Prozent geringer als mit einer nur zehntägigen Kurzzeitprophylaxe plus vier Wochen Placebo (4,9 versus 2,8 Prozent). Das hat die EXCLAIM*-Studie ergeben. Professor Russel Hull von der Universität von Calgary in Kanada hat die Ergebnisse erstmals in Genf vorgestellt.

Bettlägerige Patienten haben ein hohes VTE-Risiko. Es lässt sich durch die prophylaktische Behandlung mit Enoxaparin (Clexane®) deutlich senken. Das niedermolekulare Heparin kann deshalb auch bei nicht-chirurgischen Patienten mit erhöhtem Thromboserisiko vorbeugend angewendet werden. "Bisher war allerdings nicht klar, wie lange das geschehen soll", sagte Hull bei einer Veranstaltung des Unternehmens Sanofi-Aventis. Üblich sind 9 bis 14 Tage in Abhängigkeit von der Immobilität der Patienten.

"Die längere Behandlung mit dem NMH Enoxaparin war in der Studie bei allen Patienten unabhängig von ihrer Erkrankung wirksamer als die kürzere Prophylaxe. Das war nicht nur am Ende der Studie, sondern auch noch nach drei Monaten so", sagte Hull.

Blutungen waren selten, aber bei Patienten in der Enoxaparin-Gruppe mit 5,7 Prozent signifikant häufiger als in der Placebo-Gruppe (3,8 Prozent). Auch schwere Blutungen waren häufiger als mit Placebo (0,6 versus 0,15 Prozent). "Dennoch fällt die Nutzen-Risiko-Abwägung klar zu Gunsten von Enoxaparin aus", sagte Hull. "Denn die Chance, eine VTE zu verhindern, ist etwa fünfmal größer als das Risiko einer schweren therapiebedingten Blutung". Die Blutungen erhöhten zudem nicht die Sterberate. Diese war nach sechs Monaten mit neun und zehn Prozent in beiden Gruppen ähnlich.

*EXCLAIM: Extended Clinical Prophylaxis in Acutely Ill Medical Patients



DIE STUDIE EXCLAIM IN KÜRZE

Patienten: Mehr als 4000 Patienten mit akuten internistischen Erkrankungen (Herzinsuffizienz, Infektionen, Atemwegserkrankungen); seit höchstens drei Tagen bettlägerig.

Therapie: Zunächst zehn Tage lang Enoxaparin 40 mg subkutan einmal täglich. Danach verblindet für weitere vier Wochen Enoxaparin oder Placebo.

Ergebnis: Mit der verlängerten Prophylaxe war das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) um 44 Prozent geringer als mit der zehntägigen Kurzzeitprophylaxe (4,9 versus 2,8 Prozent).

Außerdem gab es in der Enoxaparin-Gruppe 34 Prozent weniger proximale VTE und 73 Prozent weniger symptomatische VTE als in der Kontrollgruppe. (grue)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen

Nicht nur bei COVID-19

Infektionen erhöhen das Thromboserisiko

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen