Ernährungskongress

Viele stationäre Patienten sind mangelernährt

Mehr als jeder vierte Patient, der in die Klinik eingewiesen wird, hat Zeichen einer Mangelernährung.

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KASSEL. Auch in Deutschland ist Mangelernährung ein großes Problem mit vielen Folgeerkrankungen, erinnert die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) aus Anlass des Kongresses "Ernährung 2018". Mehr als 1,5 Millionen Menschen seien betroffen – darunter häufig auch stationäre Patienten.

"Mehr als jeder vierte Patient, der in eine Klinik eingewiesen wird, zeigt Zeichen einer Mangelernährung", wird Professor Christian Löser – neben Ingrid Anker und Professor Johannes G. Wechsler Präsident des Kongresses –, in der Mitteilung zitiert.

In der Folge lägen Patienten länger im Krankenhaus, hätten eine schlechtere Lebensqualität und ein höheres Sterberisiko, heißt es in der Mitteilung weiter.

Als besonders gefährdet gelten auch chronisch Kranke, Tumorpatienten und ältere Menschen. Immer häufiger sind auch Kinder betroffen, gerade wenn sie aus sozial schwachen Familien kommen.

"Kasseler Modell" als Beispiel

Wie ernährungsmedizinische Erkenntnisse im Klinikalltag umgesetzt werden können, zeige unter anderem das "Kasseler Modell", das unter Leitung von Löser entwickelt wurde, so die DGEM.

Zentrale Elemente seien unter anderem ein Screening auf Mangelernährung, das alle Patienten routinemäßig bei Aufnahme in die Klinik durchlaufen, Standards zur effektiven ernährungstherapeutischen Behandlung, bei Bedarf eine individualisierte Ernährungsberatung und ein Speisenangebot mit speziellen hochkalorischen Menülinien, die den Patienten je nach Ernährungsstatus und individuellen Bedürfnissen angeboten werden. Unter- oder mangelernährte Patienten bekommen speziell nährstoffangereicherte Gerichte.

"Unser Ziel ist es, den Mangel an Nährstoffen auszugleichen, die tägliche Energiezufuhr zu erhöhen, um den Ernährungszustand zu stabilisieren und so die Genesung zu fördern und weitere Komplikationen zu vermeiden", berichtet Löser.

Das von der EU eingeleitete Aktionsprogramm "Stop Malnutrition" werde im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten in Deutschland nur zögerlich realisiert, heißt es in der Mitteilung.

"Im Gegensatz zum Übergewicht kann man frühzeitig diagnostizierte Mangelernährung mit einfachen, etablierten ernährungstherapeutischen Maßnahmen effektiv und nachhaltig behandeln", betont Ingrid Acker.

Erkenntnisse auch wichtig für die Ausbildung

Ernährungsspezialisten forderten daher, dass die vorliegenden modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse über Mangelernährung nachhaltig in der klinischen und ambulanten Betreuung sowie in der Pflege umgesetzt werden.

Verankert werden müssten die Erkenntnisse auch in der Ausbildung und den Anforderungen und Strukturen von Krankenhäusern und Betreuungseinrichtungen.

"Davon profitiert zu allererst natürlich der Patient, das Modell ist aber auch unter wirtschaftlichen Aspekten ein Gewinn für die Klinik und das Gesundheitssystem", so die Tagungspräsidenten Löser und Acker in der Mitteilung. (eb)

"Ernährung 2018": 21. bis 23. Juni in Kassel, http://www.ernaehrung2018.de/

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