Vielen Schülern fehlt Meningokokken-Schutz

Deutsche Schüler sind im internationalen Vergleich relativ schlecht gegen Typ-C-Meningokokken geschützt. Die Konjugat-Impfung wird bis zum 18. Lebensjahr von der Gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Seit 2006 wird allen Kleinkindern die Meningokokken-C-Impfung empfohlen. Bei älteren Kindern ist die Impfung nachzuholen.

Seit 2006 wird allen Kleinkindern die Meningokokken-C-Impfung empfohlen. Bei älteren Kindern ist die Impfung nachzuholen.

© bilderbox / fotolia.com

BERLIN. Die Impfung gegen Meningokokken Typ C wird in Deutschland von der Ständigen Impfkommission erst seit 2006 allen Kindern im zweiten Lebensjahr empfohlen. "Die Durchimpfungsrate bei Fünfjährigen ist dementsprechend günstig, sie liegt bei etwa 78 Prozent", sagte der Infektiologe Privatdozent Dr. Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin (CRM).

Bei Jugendlichen gibt es einen Erkrankungsgipfel

Anders sieht die Impfrate aber bei Schulkindern aus: "Wer 2006 schon älter als zwei Jahre war, ist häufig nicht geimpft", so Jelinek. Das ist deswegen problematisch, weil es bei der Meningitis zwei Erkrankungsgipfel gibt, einen bei Kleinkindern und einen zweiten bei Jugendlichen nach der Pubertät.

Besonders gefährdet sind Kinder, die zum Beispiel für ein Austauschjahr oder für Sprachurlaube längere Zeit ins Ausland reisen. Denn dort sind Infektionen mit C-Meningokokken zum Teil deutlich häufiger als in Deutschland. "Diese Kinder sollten sich deswegen auf jeden Fall impfen lassen", sagte der Reisemediziner bei der CRM-Veranstaltung in Berlin. Mitunter ist das sogar eine Conditio sine qua non: "Schulen oder Hochschulen fordern zum Teil verpflichtend den Nachweis der Impfung", so Jelinek. Häufiger als in Deutschland ist die Meningitis unter anderem in vielen Ländern im angelsächsischen Raum, aber auch in Südeuropa sowie in vielen tropischen und subtropischen Ländern. Dr. Jan Leidel aus Köln hält die Impfung bei Schülern auch ohne unmittelbar anstehende Auslandsreise für eine sinnvolle Sache: "Bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Diese Möglichkeit sollte man nutzen, auch wenn man aktuell keinen Auslandsaufenthalt plant", sagte das Mitglied der Ständigen Impfkommission.

Was erreicht werden kann, wenn ein Impfprogramm gegen C-Meningokokken konsequent umgesetzt wird, zeigt das Beispiel Großbritannien. Dort wurde die Impfung für Kinder bereits 1999 eingeführt. Der Effekt war beachtlich: Im Jahr 1998 verzeichnete Großbritannien rund 2500 Meningitis-Infektionen, rund 1000 davon durch Typ-C-Meningokokken verursacht. Bis 2004 ging die Zahl der Typ-C-Meninigtiden um 93 Prozent zurück.

Kaum noch Meningitis C in Großbritannien

"Im vergangenen Jahr gab es in Großbritannien erstmals keinen Todesfall durch Typ-C-Meningitis mehr", so Jelinek. Zu einer Überkompensation durch andere Meningitis-Erreger kam es nicht: Die Gesamtzahl der Meningitis-Infektionen sank in Großbritannien seit 1998 von etwa 2500 auf derzeit rund 1500 pro Jahr.

Mehr zum Thema

Impflücken erkennen

Impfstatus checken mit digitalem Tool

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Kinderimpfquote steigern!

© William - stock.adobe.com

Anstieg angehen:

Pneumokokken-Kinderimpfquote steigern!

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Familie_Strandperle_19966847.jpg; 19966847, Familie; MKC; Lizenzfrei; Strandperle; Bildnummer 19966847; Rechnungsnummer R6745624033; Lizenznehmer: MSD Sharp & Dohme GmbH, München

© Shutterstock / MKC

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
HPV-Impfung für Erwachsene

© syedfahadghazanfar / shutterstock

Eine Rechnung, die aufgeht!

HPV-Impfung für Erwachsene

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant