KHK und Infarkt

Vitamin-D-Mangel geht aufs Herz

Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel erhöht die Gefahr, eine KHK oder einen Herzinfarkt zu bekommen. Das zeigt eine umfangreiche Studienanalyse.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Mit Sonnenlicht lassen sich die Vitamin-D-Speicher auffüllen. In den Wintermonaten produziert die Haut weniger Vitamin D.

Mit Sonnenlicht lassen sich die Vitamin-D-Speicher auffüllen. In den Wintermonaten produziert die Haut weniger Vitamin D.

© stavklem / shutterstock.com

KOPENHAGEN. Vitamin D, das den Kalziumspiegel und Knochenaufbau regulierende Prohormon, hat möglicherweise noch ganz andere gesundheitsfördernde Eigenschaften.

Epidemiologische Studien legen jedenfalls die Vermutung nahe, dass Vitamin D auch Einfluss auf die Entwicklung von Herz- und Gefäßerkrankungen haben könnte.

Wiederholt ist in Beobachtungsstudien gezeigt worden, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel mit einer Zunahme von kardiovaskulären Ereignissen assoziiert sind.

Einen derartigen Zusammenhang haben dänische Wissenschaftler jetzt in einer eigenen großen Untersuchung erneut beobachtet und darüber hinaus in einer Metaanalyse aller relevanten Studien bestätigt (Arterioscler Thromb Vasc Biol 2012, online first).

Zahlreiche Studien ausgewertet

Dr. Peter Br¢ndum-Jacobsen und seine Kollegen haben sich zunächst Daten aus der Copenhagen City Heart Study vorgenommen. In dieser Studie sind bei 10.170 Teilnehmern in den Jahren 1981 bis 1983 die Vitamin-D-Spiegel (25-Hydroxy-Vitamin D) gemessen worden.

In einem Zeitraum von bis zu 29 Jahren entwickelten 3100 Personen eine Koronare Herzerkrankung (KHK) und 1625 einen Myokardinfarkt, 6747 sind in dieser Zeit gestorben.

Personen mit den niedrigsten Vitamin-D-Spiegeln (1.-4. Perzentile: 7,5-12 nmol/l) hatten im Vergleich zu Personen mit den höchsten Spiegeln (50.-100. Perzentile: 47-71 nmol/l) ein relativ um 40 Prozent höheres KHK-Risiko und ein um 64 Prozent höheres Herzinfarkt-Risiko.

Die Sterberate war bei niedrigen Spiegeln im Vergleich um 57 Prozent und die Rate tödlicher Koronarereignisse und Herzinfarkte um 81 Prozent höher.

Die Autoren haben dann in einer Metaanalyse die Daten von 17 bereits publizierten Studien sowie - nach Einschluss der eigenen Daten - von 18 Studien ausgewertet. Die Ergebnisse der Metaanalyse stimmen mit denen der Kopenhagen-Studie völlig überein.

Danach waren niedrige Vitamin-D-Spiegel - es wurde die niedrigste mit der höchsten Quartile der Spiegel verglichen - mit einem um 39 Prozent höheren KHK-Risiko und einer um 46 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für einen frühen Tod assoziiert.

Supplementierungs-Studie gestartet

Aus diesen Ergebnissen zu schließen, dass ab sofort die Supplementierung von Vitamin D zum Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen empfohlen werden sollte, wäre allerdings verfrüht.

Denn der Beweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und erhöhtem kardiovaskulärem Risiko steht noch aus. Bisher ist nur die epidemiologisch belegte Assoziation beider Variablen gesichert.

Randomisierte kontrollierte Studien werden hier wohl erst in einigen Jahren Klarheit schaffen. In den USA läuft derzeit die von den Nationalen Gesundheitsinstituten (NIH) gesponserte VITAL-Studie, an der 20.000 Männer und Frauen teilnehmen sollen.

Geprüft wird, welchen Einfluss eine Primärprävention mit Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren auf die Inzidenz von kardiovaskulären Ereignissen sowie von Krebserkrankungen hat. Mit Ergebnissen ist voraussichtlich erst im Jahre 2016 oder 2017 zu rechnen.

In Großbritannien ist die VIDAL (Vitamin D and Longevity)-Studie gestartet worden. Darin sollen zunächst Erfahrungen mit der Supplementierung gesammelt werden.

Und diese werden dann die Grundlage für die Planung einer großen Studie zum Einfluss einer Vitamin-D-Prophylaxe auf die Morbidität und Mortalität bilden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose

Zusätzlich zu Arztneimitteln

Stumme Karotisstenose: Lohnt sich die Revaskularisation?

Heterogene Pathogenese

Herzinfarkt Typ 2 mit langfristig deutlich erhöhter Mortalität

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau

Lesetipps
Hypochlorite desinfizieren gut, sind aber auch giftig und ätzend. In diesem Therapieversuch war die Chemikalie wirksam gegen eine Infektion der Haut mit Polyoma-Viren.

© Malivi / stock.adobe.com

Kasuistik

Trichodysplasia spinulosa: Die Säure hat geholfen