Weniger Meningitis durch Pneumokokken-Schutz

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NÜRNBERG (djb). Welchen Nutzen ein Kinder-Impfprogramm gegen Pneumokokken-Infektionen hat, belegen Daten aus Frankreich. Dort wurden durch die Impfung invasive Infektionen wie Meningitis oder Bakteriämien bei Kindern unter zwei Jahren deutlich reduziert.

Seit Januar 2003 wird in Frankreich die Pneumokokken-Impfung mit dem Konjugatimpfstoff (Prevenar®) allen Kindern mit erhöhten Erkrankungsrisiken empfohlen. Dazu gehören Kinder, die eine Kindertagesstätte besuchen, mindestens drei Geschwister im Vorschulalter haben oder weniger als zwei Monate gestillt worden sind. Etwa 80 Prozent der Kinder eines Jahrgangs haben solche Risikofaktoren.

Zwei Jahre nach Einführung der Impfung war bei Kindern unter zwei Jahren die Inzidenz invasiver Pneumokokken-Infektionen im Vergleich zur Zeit vor der Impfung um 31 Prozent zurückgegangen. Das geht aus den Daten des Epibac-Labornetz hervor, wie Professor Ulrich Heininger aus Basel bei einer Veranstaltung von Wyeth in Nürnberg berichtet hat.

Das Netz sammelt Daten aus 255 Laboratorien und deckt damit 60 Prozent aller mikrobiologischen Krankenhauslaboratorien in Frankreich ab. Nach den Daten ist die Inzidenz der Pneumokokken-Meningitis bei Kindern unter einem Jahr um 36 Prozent und bei Kindern zwischen zwölf und 23 Monaten um 43 Prozent zurückgegangen. Die Inzidenz der Pneumokokken-Bakteriämie nahm bei den Kindern unter einem Jahr um 16 Prozent und bei den Ein- bis Zweijährigen um 43 Prozent ab.

Insgesamt konnten im Jahr 2005 mehr als 50 Meningitiserkrankungen und über 100 Fälle von Pneumokokken-Bakteriämie bei Kindern unter zwei Jahren vermieden werden, so Heininger.

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) in Berlin seit August 2006 die Pneumokokken-Impfung für alle Kinder unter zwei Jahren.

Konkrete Daten über die Auswirkungen des Impfprogramms in Deutschland werden vermutlich im nächsten Jahr zur Verfügung stehen.

STIKO-Empfehlungen: www.rki.de - Infektionsschutz - Impfen

STICHWORT

Pneumokokken

Pneumokokken, auch Streptococcus pneumoniae genannt, sind grampositive Diplokokken. Es handelt sich um ovale bis lanzettförmige, unbewegliche Einzelkokken; Lagerung meist in Paaren, gelegentlich in kurzen Ketten; pleomorphe Kapselbildung (mehr als 80 Typen). Die Kokken werden in Serum oder Blut enthaltenden Nährböden kultiviert. Sie haben ihr Wachstumsoptimum bei 37 Grad. Etwa 50 Prozent der gesunden Bevölkerung sind Streptococcus-pneumoniae-Keimträger, wie sich bei Rachenabstrichen zeigt. Übertragen werden die Erreger durch Tröpfcheninfektion.

Besonders anfällig für Infektionen mit den Bakterien sind Säuglinge, Alte und Patienten etwa mit Immundefekten, nach Splenektomie oder vorangegangenen Virusinfekten. Typische Erkrankungen sind die Pneumonie, die Otitis media, die Sinusitis, die Meningitis und auch die Sepsis. Sensitiv sind die Erreger gegen Penicillin. Vereinzelt werden Resistenzen registriert. (eb)

Lesen Sie dazu auch: Datensammeln zu Infektionen lohnt

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