Akute Atemnot bei Kindern

Wenn Kinder plötzlich keine Luft mehr kriegen

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Die Unterscheidung zwischen in- und exspiratorischem Stridor ist für die Differenzialdiagnostik wichtig.

Die Unterscheidung zwischen in- und exspiratorischem Stridor ist für die Differenzialdiagnostik wichtig.

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Akute Atemnot gehört zu den häufigsten Notfallsituationen bei Kindern. Im Kindesalter ist Dyspnoe überwiegend respiratorisch bedingt. Durch anatomische und physiologische Besonderheiten dekompensieren sie respiratorisch rascher als Erwachsene.

Unter anderem liegt das daran, dass Neugeborene und Säuglinge einen weicheren und höher liegenden Larynx haben. Dadurch kommt es leichter zu einer mechanischen Atemwegsverlegung im Kehlkopfbereich.

Kinder haben eine physiologisch höhere Atemfrequenz, und sie weisen eine erhöhte Reagibilität auf exogene Reize auf. In den ersten Lebensjahren sind sie zudem anfälliger für Atemwegsinfekte, erläutern PD Christoph Grüber vom Klinikum Frankfurt (Oder) und PD Michael Barker aus Berlin in ihrer Fortbildungseinheit "Wenn Kinder keine Luft mehr kriegen".

Kleiner Junge mit Inhalationsmaske: Um Kinder nicht noch weiter zu beunruhigen und damit die Atemnot zu verstärken, sollte so ruhig wie irgend möglich gehandelt werden.

Kleiner Junge mit Inhalationsmaske: Um Kinder nicht noch weiter zu beunruhigen und damit die Atemnot zu verstärken, sollte so ruhig wie irgend möglich gehandelt werden.

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Typische Ursachen sind Krupp-syndrom, Epiglottitis, Asthma bronchiale, obstruktive Bronchitis, Bronchiolitis, Fremdkörperaspiration oder "vocal cord dysfunction".

Das Kruppsyndrom betrifft in erster Linie Säuglinge und Kleinkinder bis drei Jahre. Nachdem der diphtherische Krupp in Industrieländern kaum mehr vorkommt, gelten heute akute Laryngitiden als Kruppsyndrom. Durch die Entzündung schwellen die Schleimhäute unterhalb der Stimmbänder an.

Leitsymptome sind plötzlich beginnender bellender Husten, Heiserkeit und inspiratorischer Stridor. Die Beschwerden treten oft nachts auf. Bei leichtem Kruppsyndrom ist ein ambulanter Therapieversuch mit systemischem Steroid gerechtfertigt. Falls sich die Beschwerden nicht bessern, ist eine stationäre Einweisung indiziert.

Die Epiglottitis ist eine hochakute Erkrankung. Sie muss als Notfall behandelt werden, da die Epiglottis lebensbedrohlich stark anschwellen kann. Die Erkrankung tritt bevorzugt bei Kindern zwischen drei und sieben Jahren auf. Die Leitsymptome sind plötzliches Fieber, Schmerzen beim Schlucken, Speicheln und Luftnot. Die Patienten sitzen vorn übergebeugt, die Sprache ist kloßig. Bei Epiglottitis muss stationär behandelt werden.

Die akute Asthmaexazerbation zählt zu den häufigsten kindlichen Notfällen. Das Leitsymptom bei Asthma ist anfallsweise auftretendes beidseitiges Giemen. Ein schwerer Asthmaanfall ist gekennzeichnet durch die "stille Lunge". Die Akuttherapie besteht aus der Gabe bronchienerweiternder und antiinflammatorischer Medikamente. Eine akute obstruktive Bronchitis ist kaum von einem Asthmaanfall zu unterscheiden.

Die Bronchiolitis betrifft vor allem Säuglinge. Diese atmen zunehmend schnell und flach mit hörbarem Giemen und ziehen die Brust beim Atmen ein. Die stationäre Behandlung ist bei Ateminsuffizienz und bei durch Dyspnoe bedingter Trinkschwäche mit beginnender Dehydratation indiziert.

Die Fremdkörperaspiration betrifft Kinder aller Altersstufen. Typische Untersuchungsbefunde sind Husten, einseitiges Giemen mit verminderter Thoraxexkursion und abgeschwächtes Atemgeräusch. Im Idealfall kann das Kind den Fremdkörper abhusten. Wenn nicht, muss dieser in der Klinik entfernt werden.

Bei der "vocal cord dysfunction" verschließen sich die Stimmlippen intermittierend. Die Betroffenen haben das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und werden oft panisch. Die Anfälle sind in der Regel selbstlimitierend. (otc)

Für Fachkreise: Zu dem Modul "Wenn Kinder keine Luft mehr kriegen"

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