Fettstoffwechse

Wie "gutes Cholesterin" Entzündungen stoppt

Eine wichtige Funktion des Lipoproteins hoher Dichte (HDL) ist seine anti-inflammatorische Eigenschaft. Ein internationales Forscherteam unter Mitwirkung der Uni Bonn hat nun einen zentralen Schalter gefunden, über den das HDL die Entzündungsreaktionen steuert.

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BONN. Hohe Cholesterinwerte gelten als eine Ursache für Arteriosklerose. Die Folgen - Thrombosen, Schlaganfälle und Herzinfarkt - zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Lipoprotein geringer Dichte (LDL) fördert Arteriosklerose.

HDL dagegen hilft als "gutes Cholesterin" beim Abtransport überschüssigen Cholesterins aus dem Blut und kann einer Entzündungsreaktion in geschädigten Gefäßwänden entgegenwirken.

"Auf welche molekularen Ursachen die protektive Wirkung von HDL zurückzuführen ist, war bislang unklar", berichtet Professor Eicke Latz, aus Bonn in einer Mitteilung der Universität. So hatten Studien gezeigt, dass eine medikamentöse Erhöhung der HDL-Werte im Blut nicht ausreicht, um Patienten zu schützen.

HDL hat anti-inflammatorische Funktionen auf Immunzellen. Allerdings waren die Mechanismen dieser Funktion bisher wenig verstanden. Die Forschergruppe hat nun untersucht, wie HDL auf Entzündungsprozesse einwirkt.

Kandidaten-Gen gefunden

In rund zweijährigen Versuchsreihen testeten die Forscher an Immunzellen von Mensch und Mäusen, welche Gene durch einen hohen HDL-Gehalt reguliert werden (Nature Immunology 2013; online 8. Dezember).

"Wir tappten zunächst vollkommen im Dunkeln", so Latz. Mithilfe genomischer und bioinformatischer Methoden habe sich dann aus der Fülle regulierender Gene schließlich ein Kandidaten-Gen herausfiltern lassen.

Dieses Gen kommt in Fresszellen vor, die als Teil der angeborenen Immunabwehr Eindringlinge festsetzen. Diese "Streifenpolizisten" der Abwehr unterstützen eine Art "Verbrecherkartei", die sogenannten Toll-ähnlichen Rezeptoren (TLR). Mit ihrer Hilfe können die Fresszellen zwischen "gut" und "böse" unterscheiden.

Handelt es sich um einen gefährlichen Eindringling, können die TLR auch über biochemische Reaktionsketten die Ausschüttung von entzündungsfördernden Stoffen veranlassen.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Transkriptionsregulator ATF3. Er stoppt das Auslesen des Gens und verhindert, dass über die TLR die Entzündungsprozesse weiter stimuliert werden.

Organversagen durch anhaltende Entzündung

Das Immunsystem nutzt Entzündungsprozesse, um Krankheitserreger in Schach zu halten, geschädigtes Gewebe abzustoßen und danach zu reparieren. Bei anhaltenden Entzündungsreaktionen kommt es aber zu gefährlichen Folgen - bis hin zu Sepsis oder Organversagen.

Der Transkriptionsregulator ATF3 stoppt diese überschießenden Entzündungsreaktionen, indem er die sich hochschaukelnde Signalkette nach der übermäßigen Aktivierung von Immun-Rezeptoren durch eine Unterdrückung der Aktivierung von inflammatorischen Genen unterbricht.

Letztlich ist das HDL für die Herunterregulation der Entzündungsreaktion verantwortlich, weil es wiederum ATF3 aktiviert. "Vereinfacht sind hohe HDL-Gehalte im Blut ein wichtiger Schutz vor andauernden Entzündungen", so Latz.

"Unsere Resultate weisen darauf hin, dass die Menge von HDL im Blut nicht allein ausschlaggebend für die Schutzfunktion des HDL ist, sondern dass die anti-inflammatorische Funktion wahrscheinlich von großer Bedeutung ist. Außerdem weisen diese Studien auf einen molekularen Ansatz hin, über den sich die Entzündungsreaktion bei anderen Volkskrankheiten wie Diabetes therapieren lassen könnten". (eb)

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