Wie hoch ist Belastung durch Röntgenstrahlen tatsächlich?

BERLIN (gvg). Deutschland wird oft als Weltmeister beim Einsatz medizinischer Röntgenstrahlen bezeichnet. Japan und die USA stehen aber noch vor Deutschland. Mit einer Studie wird jetzt ermittelt, wieviel der Röntgenstrahlen-Dosis auf nicht-krebskranke Menschen in Deutschland entfällt.

Veröffentlicht:

"Die zivilisatorische Strahlenexposition in Deutschland und anderen Industrienationen geht vor allem auf das Konto medizinischer Strahlenanwendung", sagte Privatdozent Gunnar Brix vom Bundesamt für Strahlenschutz beim Röntgenkongreß in Berlin.

Die errechnete mittlere medizinisch bedingte Dosisintensität, der ein erwachsener Deutscher pro Jahr derzeit ausgesetzt werde, liege bei 1,8 Milli-Sievert (mSv). Die Hälfte davon, - also 0,9 mSv - gehe auf das Konto der Computertomographie (CT), obwohl sie nur sechs Prozent aller Untersuchungen ausmache, so Brix.

Für den Titel des Strahlenweltmeisters reichen diese Zahlen nicht ganz: In Japan machen allein die CT-Untersuchungen im Mittel 2,3 mSv pro Person und Jahr aus, in den USA sind es 1,6 mSv. "Wir sind aber international doch klar in der Spitzengruppe", betonte Brix.

Wie gefährlich sind diese Belastungen? Eine vor zwei Jahren in der Zeitschrift "The Lancet" publizierte Untersuchung hatte auf Basis dieser Daten für Deutschland etwa 2000 theoretisch durch Strahlen bedingte Krebserkrankungen pro Jahr errechnet. Zum Vergleich: Dem Rauchen werden 50 000 Krebserkrankungen pro Jahr zugeschrieben.

Brix warnte davor, die Zahl 2000 wörtlich zu nehmen. Nicht berücksichtigt werde etwa, daß die medizinisch bedingte Strahlungsintensität sehr ungleich verteilt sei. Ein Beispiel: In einer in Berlin präsentierten Pilotstudie mit 106 Patienten mit Pankreaskarzinom ermittelten Brix und seine Kollegen eine kumulative Jahresdosis von 67 mSv.

Ein großer Teil der Belastung entfalle auf Tumorpatienten mit reduzierter Lebenserwartung. Für sie sei eine mögliche Induktion von Zweittumoren, die Jahrzehnte später entstehen würden, nicht relevant, sagte Brix. Jetzt läuft eine größere Studie zur Ermittlung der Dosis bei Tumorerkrankten. Daraus lasse sich auch schließen, wieviel Strahlenbelastung in Deutschland auf die nicht krebskranke Bevölkerung entfällt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Darmkrebsscreening

FIT-Stuhltest ab 40 senkt in Studie Mortalität bei Darmkrebs

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vier diagnostische Säulen

FASD: Die Folgen elterlichen Alkoholkonsums beim Kind erkennen

Wann kommt welches Medikament in Frage?

Neue Psoriasis-Leitlinie bringt praxisrelevante Neuerungen

Ob mit Smartphone, Zeitschrift oder Kreuzworträtsel

Langes Sitzen auf dem Klo erhöht wohl das Risiko für Hämorrhoiden

Lesetipps
Patienten, die besonders gesundheitlich gefährdet sind, sollten im Herbst eine Auffrischung gegen COVID-19 erhalten.

© fotoak80 / stock.adobe.com

Comirnaty® nur in Mehrdosisflaschen

Bund hat geliefert: Start frei für COVID-19-Auffrischimpfungen

Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie