Plattenepithelkarzinome

Wie riskant sind Solarien?

Je häufiger sich Frauen zum Bräunen auf die Sonnenbank legen, umso höher ist die Gefahr für Hautkrebs. Also Solarien strenger regulieren? So einfach sind die Schlüsse dann doch nicht.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Frauen, die sich sehr häufig drinnen bräunen, haben ein um 43 Prozent erhöhtes Risiko für ein Plattenepithel-Ca als Nicht-Solarien-Nutzerinnen.

Frauen, die sich sehr häufig drinnen bräunen, haben ein um 43 Prozent erhöhtes Risiko für ein Plattenepithel-Ca als Nicht-Solarien-Nutzerinnen.

© Igor Mojzes / Fotolia

Oslo. Wer sich gerne zum Bräunen ins Sonnenstudio begibt, dürfte auch sonst jeden Sonnenstrahl nutzen, um der Haut eine kräftige Farbe zu verleihen. Insofern ist es schwierig, negative Effekte der künstlichen UV-Bestrahlung auf der Sonnenbank isoliert zu betrachten, selbst wenn sämtliche Aktivitäten im Freien berücksichtigt werden. Epidemiologen um Simon Lergenmuller von der Universität in Oslo haben es dennoch versucht und kommen zu dem Schluss, dass bei einer intensiven Nutzung von Sonnenstudios das Risiko für ein Plattenepithelkarzinom der Haut um über 80 Prozent erhöht ist.

Das Team um Lergenmuller bezieht sich auf eine Auswertung der Studie „Norwegian Women and Cancer“ (NOWAC). In einer früheren Analyse der Studie ergab sich ein um 32 Prozent erhöhtes Melanomrisiko für Liebhaberinnen von Sonnenbänken. Für die aktuelle Auswertung berücksichtigten die Forscher Angaben von knapp 160.000 Frauen der Jahrgänge 1927-1963 (JAMA Derm 2019; online 2. Oktober).

Welche UV-Exposition hatten die Teilnehmerinnen?

Die Teilnehmerinnen werden seit 1991 alle fünf bis sieben Jahre zu ihren Lebensgewohnheiten befragt, unter anderem auch zur Nutzung von Solarien, zu Badeurlauben und zur Häufigkeit von Sonnenbränden. Angaben zur Kindheit und Jugend wurden retrospektiv zum Beginn der Studie erhoben, im Laufe der Studie kamen aktuelle Daten zur UV-Exposition aus den Anschlussbefragungen hinzu. Daraus berechneten die Forscher eine kumulative Solariennutzung, aus anderen Angaben die kumulative sonnenbedingte UV-Exposition.

Während einer mittleren Nachbeobachtungsdauer von 16,5 Jahren erkrankten 597 Frauen (0,4 Prozent) an einem Plattenepithelkarzinom. Die Diagnosen wurden anhand eines Krebsregisters erfasst.

Knapp 70 Prozent der Frauen gaben im Studienverlauf an, ein Solarium genutzt zu haben. Wurden sämtliche bekannten Begleitfaktoren und die sonnenbedingte UV-Exposition berücksichtigt, so war die Rate der Plattenepithelkarzinome bei Frauen mit Solariennutzung um 43 Prozent höher als bei solchen ohne.

Häufige Solariennutzung gefährlich

Zugleich zeigte sich ein deutlicher Dosiseffekt: Die eifrigsten Solariennutzerinnen (mehr als 240 Sitzungen) entwickelten 83 Prozent häufiger ein solches Karzinom als Frauen ohne Solarienbesuche, und Frauen, die über mehr als zehn Jahre hinweg regelmäßig ins Solarium gingen, erkrankten doppelt so oft an dem Tumor wie Solarienabstinenzlerinnen.

Auch das Alter beim ersten Solarienbesuch hat offenbar einen Einfluss: Frauen, die sich schon mit weniger als 30 Jahren auf die Sonnenbank legten, erkrankten häufiger als solche mit einem späteren Beginn. Schließlich ergab sich ein additives Risiko für Sonnen- und Solarienexposition: Frauen, die sich regelmäßig drinnen und draußen bräunen, müssen nach diesen Daten mit einem zweieinhalbfach erhöhten Risiko für ein Plattenepithelkarzinom rechnen.

Absolut betrachtet ist die Risikoerhöhung durch Solarien jedoch gering, schließlich erkrankte weniger als ein halbes Prozent der Frauen im Laufe der Studie an einem Plattenepithelkarzinom. Ob die geringe absolute Risikoerhöhung eine strengere Regulierung von Solarienbesuchen rechtfertigt, wie sie die Studienautoren fordern, ist eine andere Frage. Dabei müsste auch ein möglicher Nutzen, etwa durch erhöhte Vitamin-D-Produktion, gegengerechnet werden.

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