Wird TSH-Zielwert nicht erreicht, ist Magendiagnostik ratsam

ROM (gwa). Fällt bei einer Thyroxin-Therapie auf, daß Patienten eine höhere Dosis als allgemein üblich brauchen, um TSH-Zielwerte zu erreichen, kann eine Gastritis oder Helicobacter-pylori (Hp)-Infektion die Ursache sein.

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"Das sollte man im Kopf haben, wenn man Patienten hat, die trotz Dosissteigerung schwer auf TSH-Zielwerte einstellbar sind", sagte Professor Petra-Maria Schumm-Draeger vom Krankenhaus München-Bogenhausen zur "Ärzte Zeitung".

In einer Studie aus Rom waren knapp 260 Patienten mit euthyreoter Knoten-Struma, die L-Thyroxin bekommen sollten, prospektiv untersucht worden. Sie wurden auf Hp-Antikörper gescreent, ein Teil wurde endoskopiert. Dann bekamen sie eine L-Thyroxin-Therapie. Ziel war ein TSH-Wert zwischen 0,05 und 0,2 mU/l, um die Schilddrüsen-Stimulation durch TSH zu unterdrücken. Die Patienten wurden im Mittel 30 Monate beobachtet (NEJM 354, 2006, 1787).

    Oft denkt man, die Patienten nehmen ihre Tabletten nicht.
   

Um das TSH-Ziel zu erreichen, brauchten 135 Patienten ohne Magenkrankheiten im Median 100 µg L-Thyroxin. 53 Patienten mit nicht-atrophischer Gastritis und Hp-Infektion sowie 29 Patienten mit atrophischer Gastritis ohne Hp-Infektion benötigten im Median 125 µg L-Thyroxin. 31 Patienten, die sowohl eine atrophische Gastritis als auch eine Hp-Infektion hatten, brauchten sogar 150 µg.

Schumm-Draeger: "Ich würde nicht jeden Patienten, der Schilddrüsen-Hormone nimmt, zur Magenuntersuchung schicken. Aber bei denen, die nicht mit einer moderaten L-Thyroxin-Dosis den TSH-Zielwert erreichen, ist eine Magendiagnostik sicher sinnvoll. Besonders im Blick haben sollte man Patienten mit Autoimmun-Thyreoiditis, sie haben oft auch eine chronisch atrophische Gastritis."

Bei Patienten mit Hypothyreose, bei denen die Schilddrüse noch etwas funktioniert, braucht man im Mittel 100 bis 125 µg L-Thyroxin. "Erreichen solche Patienten die TSH-Zielwerte nicht, denkt man oft, sie nehmen die Tabletten nicht regelmäßig. Aber die Ursache kann auch der Magen sein", so Schumm-Draeger.

Selbst wenn kaum noch funktionierendes Gewebe da ist, etwa bei einer Autoimmun-Thyreoiditis oder nach fast totaler Schilddrüsen-Entfernung, braucht man üblicherweise selten mehr als 150 µg.

Noch ein Hinweis von Schumm-Draeger: "Wir empfehlen in Deutschland, erwachsene Patienten mit euthyreoter Struma nicht mit L-Thyroxin allein, sondern in Kombination mit Jodid zu behandeln. Und zwar im Verhältnis 2 zu 1, also etwa 150 µg Jodid plus 75 µg L-Thyroxin".

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