Studie bestätigt positive Wirksamkeit

Ecstasy-Wirkstoff MDMA unterstützt PTBS-Therapie

Der Ecstasy-Wirkstoff MDMA verstärkt die Wirksamkeit der Psychotherapie bei Posttraumatischer Belastungsstörung, so eine Studie. In der Schweiz wird MDMA bereits streng reguliert angewandt.

Veröffentlicht:
MDMA in Form von Ecstasy-Tabletten

MDMA in Form von Ecstasy-Tabletten wird häufig in der Party-Szene konsumiert.

© portokalis / stock.adobe.com

Köln. Die Einnahme von MDMA – dem Wirkstoff der Droge Ecstasy – kann die psychotherapeutische Behandlung bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) unterstützen. Das bestätigt eine Phase-III-Studie eines Forschungsteams um Jennifer Mitchell von der University of California in San Francisco in den USA (Nature Medicine 2023; online 14. September). Das Besondere: An der Studie nahmen auch Personen teil, die sonst in klinischen Studien häufig unterrepräsentiert sind.

MDMA (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin) wirkt auf das Serotonin-System des Gehirns. Die Droge fördere unter anderem prosoziales Verhalten, berichtet das „Sience Media Center“ (SMC) in einer Mitteilung. Bereits vor zwei Jahren publizierte das Forschungsteam die Ergebnisse seiner ersten Phase-III-Studie zur Effektivität einer MDMA-unterstützen Psychotherapie bei PTBS (Nature Medicine 2021; 27: 1025). Die Teilnehmenden erhielten dabei über 18 Wochen hinweg mehrere psychotherapeutische Sitzungen. Diese wurden drei Mal entweder mit MDMA oder einem Placebo unterstützt. Die Therapieform war im Allgemeinen gut verträglich und konnte die Schwere der PTBS-Symptome und funktionelle Beeinträchtigungen verringern.

Lesen sie auch

Untersuchung mit vielfältiger Studienpopulation

Häufig sind in klinischen Studien Personengruppen unterrepräsentiert, die ein höheres Risiko haben, eine PTBS zu entwickeln. Dazu zählen zum Beispiel Transgender-Personen, ethnischen Minderheiten, Rettungskräfte, Militärangehörige, Veteranen oder Opfer von chronischem sexuellem Missbrauch. Die Bestätigungsstudie des US-Forschungsteams umfasst daher eine ethnisch vielfältige Population mit mittelschwerer bis schwerer PTBS. Der Ablauf des Experiments ist ähnlich dem der Vorgängerstudie.

Die MDMA-unterstützte Therapie reduzierte die PTBS-Symptome im Vergleich zur Therapie mit Placebo. Am Ende der Studie erfüllten 71 Prozent der Probanden in der MDMA-unterstützten Therapiegruppe die diagnostischen Kriterien für PTBS nicht mehr, gegenüber 48 Prozent der Probanden in der Placebo-Gruppe. Das Studienteam weist darauf hin, dass die Ergebnisse der beiden Zulassungsstudien eine sehr gute Wirksamkeit für den akuten Behandlungsverlauf liefern. Allerdings könnten noch keine Aussagen über einen langfristigen Erfolg der Therapieform getroffen werden.

Indirekte Hinweise auf gute Effektstärke

In einer Mitteilung des SMC kommentiert Professor Matthias Liechti vom Universitätsspital Basel die Studienergebnisse. Nach Ansicht des Stellvertretenden Chefarzts der klinischen Pharmakologie und Toxikologie an dem Spital zeigten die Daten „eine Wirksamkeit, welche im indirekten Vergleich mit anderen bisher verfügbaren Behandlungen – Antidepressiva und Expositionstherapie – aufgrund der Effektgröße klar besser erscheint.“ Somit lägen für die MDMA-Therapie nun potenziell genügend Daten von Patienten für eine Zulassung vor. Allerdings sei es möglich, dass sich nach der in Studien angewendeten Therapie der Zustand im weiteren Verlauf wieder verschlechtern könne und weitere Behandlungen nötig würden, so Liechti. Er verweist auf entsprechende Erfahrungen bei der beschränkten medizinischen Anwendung von MDMA in der Schweiz.

Der Pharmakologe weist darauf hin, dass MDMA in der Schweiz mittels Ausnahmebewilligungen des Bundesamtes für Gesundheit bereits seit acht Jahren außerhalb medizinischer Studien eingesetzt werde. „Diese Behandlung ist aber stark reguliert und auf Patienten beschränkt, die nicht ausreichend auf die üblichen Therapien ansprechen. Zudem muss für jede Behandlung eine Bewilligung durch einen Arzt eingeholt werden und es muss ein Bericht über den Verlauf erstellt werden.“ Nach seinen Angaben wurde MDMA bei PTBS „in Australien zudem im Jahr 2023 neu im Betäubungsmittelrecht reguliert und ist damit für diese spezifische Anwendung nicht mehr verboten. Allerdings wird auch dort die Anwendung stark reguliert und bisher wurden noch keine Patienten behandelt“, so der Pharmakologe. (eb/eis)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Leichtere Umsetzung

DMP Depression wird aktualisiert

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse