Umfrage

Zwang in der Psychiatrie – Oft fehlt es an Personal

Eine Befragung von Verdi macht Personalengpässe deutlich. Der Bundesausschuss entscheidet kommende Woche über die Personalausstattung in der Psychiatrie.

Veröffentlicht:
Zwangsfixierung von Patienten – oft letzter Ausweg bei Personalengpässen.

Zwangsfixierung von Patienten – oft letzter Ausweg bei Personalengpässen.

© Hans Wiedl / dpa/ZB

BERLIN. Wegen Personalengpässen in der Psychiatrie kommt es einer Umfrage zufolge regelmäßig zu Übergriffen auf Beschäftigte und zur Zwangsfixierung von Patienten. Fast die Hälfte der Beschäftigten erlebt regelmäßig körperliche Übergriffe gegen sich selbst, wie die Umfrage der Gewerkschaft Verdi zeigt, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Befragt wurden mehr als 2300 Psychiatrie-Beschäftigte aus 168 Kliniken. Gefragt wurde nach den Erfahrungen in den vier Wochen vor der Befragung. Über 80 Prozent der Beschäftigten gaben an, in dem Zeitraum mit Beschimpfungen konfrontiert worden zu sein. Drei von vier Befragte haben mindestens eine Zwangsmaßnahme miterlebt, die Hälfte sogar mindestens einmal die Woche. Jeder Fünfte erlebt das praktisch in jedem Dienst. Patienten können mit Gurten festgehalten werden, so dass sie sich selbst oder andere nicht gefährden.

Über 60 Prozent der Beschäftigten meinen, ungefähr die Hälfte oder fast alle Zwangsmaßnahmen wären mit mehr Personal vermeidbar gewesen. Mehr als 80 Prozent der Befragten sagten, ein begleiteter Ausgang für die Patienten sei bei Bedarf nur teilweise oder nicht möglich. Mehr als drei Viertel der Beschäftigten können sich demnach nicht vorstellen, bei der derzeitigen Personalsituation bis zur Rente in der Psychiatrie zu arbeiten. 77 Prozent der Beschäftigten bewerten die Besetzung auf ihrer Station als knapp oder viel zu gering.

Verdi will mit einem bundesweiten Aktionstag in vielen Einrichtungen am Dienstag auf die prekäre Personalsituation in psychiatrischen Krankenhäusern aufmerksam machen. Hintergrund ist eine bevorstehende Entscheidung über die Personalausstattung in der Psychiatrie. Am 19. September will der Gemeinsame Bundesausschuss über Vorgaben für die Personalausstattung entscheiden.

Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler sagte der dpa: „Das Personal muss dringend aufgestockt werden.“ Signale aus dem GBA wiesen aber in die falsche Richtung. Würden Krankenhäuser und Krankenkassen ihrem Auftrag für eine gute Versorgung nicht gerecht, müsse die Politik eingreifen. Erhöht werden müsse etwa die Zeit, die für die Beschäftigten pro Patient vorgesehen sei. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nachweisbare neurologische Beschwerden

Neuro-Post-COVID bestehen oft länger als ein Jahr

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Die vestibuläre Migräne ist die häufigste Schwindelerkrankung der 20- bis 50-Jährigen. Die Betroffenen werden häufig nicht ernst genommen. Auf dem Schmerzkongress werden diagnostische und therapeutische Möglichkeiten diskutiert.

© vectorfusionart / stock.adobe.com

Schmerzkongress

Deutscher Schmerzkongress 2024: Das sind die Highlights