Schutz vor COVID-19

Corona-Impfung für Kinder erst 2022?

Schwere COVID-19 Verläufe sind bei Kindern selten. Dennoch haben einige Hersteller begonnen, ihre Corona-Impfstoffe an Minderjährigen zu testen – auch um Erwachsene zu schützen. Der Einsatz wird wohl noch dauern.

Veröffentlicht:
Corona-Impfung bei einem Jugendlichen

Wann kommt die Corona-Impfung bei Jugendlichen und Kindern? Bislang ist erst ein Impfstoff ab 16 Jahren überhaupt zugelassen.

© picture alliance / Jochen Eckel

Langen/Mainz. Bislang werden vorrangig die Ältesten gegen COVID-19 geimpft, aber mit weiteren Impfstofflieferungen soll dann auch andere Altersgruppe zusehends geimpft werden. Bis September – so die Aussage der Bundeskanzlerin – soll jeder Bundesbürger ein Impfangebot haben. Doch was ist mit den Kindern? Ein einziger Impfstoff ist bisher ab 16 Jahren zugelassen, alle anderen nur für Erwachsene. Erst wenige Hersteller haben mit Studien an Minderjährigen begonnen.

Der Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Mainz, Professor Fred Zepp rechnet „frühestens Ende des Jahres, eher Anfang nächsten Jahres damit“, dass Kinder in Deutschland geimpft werden könnten. „Der Prüfaufwand ist viel höher als bei Erwachsenen“, sagt Zepp, der auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist. Kinder gegen COVID-19 zu impfen, sei zunächst einmal „fremdnützig“, so Zepp. Denn diese erkrankten deutlich seltener schwer. „Wir würden Kinder also vor allem impfen, um Ältere zu schützen.“ Daher müsse hinterfragt werden, ob das abgesehen von Kindern mit besonderen Infektionsrisiken ethisch vertretbar sei. Zudem sei auch ohne Durchimpfung von

Kinder vermutlich die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen – einfach, indem sie sich infizierten.

Auch das Robert Koch-Institut (RKI) verweist: „Vor der klinischen Prüfung an Kindern muss sichergestellt sein, dass in den Studien bei Erwachsenen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten sind“. Kinder seien schon allein aus ethischen Gründen nicht für frühe Tests vorgesehen.

Stand der Studien mit Corona-Vakzine bei Kindern

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hat den Stand (6.2.) bei den Impfstoffherstellern zusammengetragen:

  • BionTech/Pfizer (BNT162b2b): Die Zulassung des Impfstoffs umfasst bereits heute Jugendliche ab 16 Jahre. Im Herbst 2020 wurden laut vfa noch zwei Studienarme mit Teilnehmern von 12 bis unter 16 Jahren zur Studie hinzugefügt. Die Jugendlichen erhalten im Rahmen der Studie die gleiche Dosierung wie die Erwachsenen. Geplant ist es, auch Kinder zwischen 0 und 15 Jahren zu testen.
  • Moderna (mRNA-1273) hat im vergangenen Dezember damit begonnen, minderjährige Probanden zu suchen. Teilnehmen sollen nach Unternehmensangaben 3000 Kinder zwischen 12 und 17 Jahren. Bisher sind nur US-Kliniken an der „TeenCove“-Studie beteiligt. Zwei Drittel der Teilnehmer bekommen den Impfstoff, der Rest ein Placebo. Die Jugendlichen werden im Abstand von einem Monat zwei Mal geimpft und werden danach 13 Monate lang begleitet. Mindestens sechs Mal müssen sie in die Klinik, dazu kommen Telefonate und Rückmeldungen per App. Erwarteter Abschluss der Studie: Mitte 2022.
  • AstraZeneca (AZD1222) hat noch nicht mit pädiatrischen Studien begonnen. Man plane aber, „die Studien in einem neuen Protokoll für die Altersgruppe der 6- bis 18-Jährigen fortzusetzen“, heißt es bei dem britisch-schwedischen Hersteller. „Diese sollen in den kommenden Monaten beginnen.“
  • Janssen-Cilag (Ad26.COV2.S) führt mit seinem (noch icht zugelassenen) Impfstoff Ad26.COV2.S seit August 2020 eine Phase II-Studie mit Teilnehmern ab 12 Jahren durch. Bislang sind noch keine Ergebnisse bekannt geworden.
  • Ansonsten gibt es ein paar Projekte von chinesischen sowie einer indischen und einer vietnamesischen Firma, bei deren Studien auch Minderjährige mitwirken. Es ist jedoch nicht mit einem Zulassungsantrag dieser Unternehmen in der EU zu rechnen.

Wann Studiendaten vorliegen ist noch unklar

Studien mit Kindern unter 12 Jahren gehören laut vfa sowohl für Biontech/Pfizer als auch für Moderna und AstraZeneca zu den Auflagen der EMA, die an die Bedingte Zulassungen für Erwachsene geknüpft sind. Spätester Abgabetermin der Ergebnisse sei Juli beziehungsweise Dezember 2024.

Das Paul-Ehrlich-Institut, das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständig ist, betont: Impfstoffe werden nur für die Altersgruppen zugelassen, für die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit aus klinischen Prüfungen vorliegen. Die Zulassung würde dann durch eine sogenannte Änderungsanzeige zur bestehenden Zulassung auf Jüngere ausgedehnt.

Aber selbst wenn Produkte verfügbar sind, heißt das noch nicht, dass sie eingesetzt werden. Auf die Frage „Wird es eine Impfempfehlung für Kinder gegen COVID-19 geben?“, antwortete das Robert Koch-Institut Anfang Januar: „Das ist bisher noch nicht absehbar.“ (dpa/run)

Lesen sie auch
Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sichere Therapie

Gicht: Wer bekommt gefährliche Allopurinol-Nebenwirkungen?

Lesetipps
RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

© Porträt: Antje Boysen / DEGAM | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

Mann greift sich an die Brust.

© andranik123 / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?