Offener Brief

Krankenhaus Biedenkopf: DRK fordert Landkreis auf, Klinik selbst zu betreiben

Nur die Unterstützung durch den Landkreis könne eine Schließung des insolventen Krankenhauses Biedenkopf verhindern, ist der DRK-Kreisverband überzeugt. Die Folgen für das Hinterland seien katastrophal.

Veröffentlicht:
DRK-Krankenhaus Biedenkopf

DRK-Krankenhaus Biedenkopf

© DRK-Krankenhaus Biedenkopf

Biedenkopf. Der DRK-Kreisverband Biedenkopf fordert den Landkreis Marburg-Biedenkopf dazu auf, das insolvente DRK-Krankenhaus Biedenkopf selbst zu betreiben. Ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand traue sich keiner der Interessenten eine Fortführung der Klinik zu, schreibt das ehrenamtliche Präsidium in einem am Montag veröffentlichten Brief.

Das 113-Betten-Haus mit seinen mehr als 300 Beschäftigten im Marburger Hinterland ist seit September vergangenen Jahres in der Insolvenz. Betrieben wird es bislang vom DRK-Kreisverband Biedenkopf. Um eine Schließung abzuwenden, gibt der Landkreis bereits einen Zuschuss von bis zu 2,66 Millionen Euro, der die Verluste aus dem laufenden Jahr ausgleichen soll. Diese Verlustübernahme endet jedoch zum 31. Dezember 2024.

Entscheidung muss schnell fallen

Damit sei eine Entscheidung über den Fortbestand des Standortes bis Anfang September zwingend erforderlich, schreibt der Kreisverband. Fehle eine weitergehende Zusage durch den Kreis, sei der Insolvenzverwalter gezwungen, die Arbeitsverhältnisse mit einer Frist von drei Monaten zu kündigen und einen Sozialplan mit dem Betriebsrat auszuhandeln. Es sei davon auszugehen, dass die Beschäftigten das Krankenhaus dann schon vorher verlassen, sodass eine Betriebseinstellung wegen Personalmangel bereits im Oktober immer wahrscheinlicher werde.

Der DRK-Kreisverband erinnert daran, dass der Landkreis nach Paragraf 3 des hessischen Krankenhausgesetzes für die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung seiner Bürger verantwortlich sei. Mehr als die Hälfte der hessischen Landkreise betreiben selbst Krankenhäuser. In Biedenkopf sei auch eine sogenannte „Patronatserklärung“ durch den Landkreis denkbar, die einem Krankenhausbetreiber einen defizitfreien Betrieb für das nächste Jahrzehnt ermögliche.

Demonstrationen für den Erhalt

Ende Juli hatten rund 1500 Menschen in Biedenkopf für den Erhalt des Krankenhauses demonstriert. Im März hatten Landrat und Bürgermeister eine Petition mit 67.000 Unterschriften im Bundesgesundheitsministerium übergeben. Kurz nach der Insolvenz hatte sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach überzeugt geäußert, dass die geplante große Krankenhausreform der Klinik helfen werde.

Das Rote Kreuz schildert in seinem Brief, dass die Folgen einer Krankenhausschließung für das Hinterland „katastrophal“ seien. So seien 44.000 Menschen von der Erstversorgung abgeschnitten, weil der Rettungsdienst aktuell nicht in der Lage sei, die längeren Fahrtzeiten zu anderen Krankenhäusern so zu gestalten, dass die Hilfsfristen eingehalten werden könnten. Dabei hat die Klinik in Biedenkopf allein im vergangenen Jahr mehr als 2.100 über den Rettungsdienst zugewiesene Patientinnen und Patienten aufgenommen.

Zudem seien die benachbarten Krankenhäuser in Marburg kurzfristig und ohne Kapazitätserweiterung nicht in der Lage, diese Patienten zusätzlich aufzunehmen. Zugleich werde die fachärztliche Versorgung gefährdet, weil der Standort Biedenkopf ohne die Möglichkeit zu ambulanten Operationen etwa für Chirurgen und Urologen „völlig unattraktiv“ sei. (coo)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Ex-Geschäftsführer: „Nicht zukunftsfähig“

Rettung für Klinik Biedenkopf? Kreis plant Übernahme ab Januar 2026

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie organisieren Sie die HPV-Impfung, Dr. Hösemann?

Cochrane-Review

Gestagene können Endometriose-Beschwerden offenbar verringern

Lesetipps