NRW

Nordrhein und Westfalen-Lippe: KV-Chefs für Impfregister, Laumann skeptisch

Fahren auf Sicht reicht in der Corona-Impfkampagne nicht mehr, sagen die KV-Chefs Spelmeyer und Bergmann und fordern ein Impfregister. Laumann zweifelt aber an der digitalen Expertise der Gesundheitsämter.

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Fürchtet Umsetzungsprobleme im Falle eines Impfregisters: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), hier am Mittwoch bei einer Sitzung des Landtags.

Fürchtet Umsetzungsprobleme im Falle eines Impfregisters: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), hier am Mittwoch bei einer Sitzung des Landtags.

© Henning Kaiser / dpa

Düsseldorf. Die Vorstandsvorsitzenden der KVen Nordrhein (KVNo) und Westfalen-Lippe (KVWL) haben den nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) aufgefordert, sich auf der Bundesebene für die Einrichtung eines Impfregisters einzusetzen. „Wir brauchen standardisierte, zentrale und strukturierte Prozesse, damit wir epidemiologisch auf Sicht fahren können“, sagte KVWL-Chef Dr. Dirk Spelmeyer am Freitag bei einem digitalen Pressegespräch.

Die Frage eines Impfregisters müsse in engem Zusammenhang mit dem Thema einer allgemeinen Impfpflicht diskutiert werden, entgegnete Laumann. „Ich glaube, dass eine verpflichtende Impfung ein Impfregister braucht, wenn der Staat sie wirklich durchsetzen will.“

Vor der Einführung einer Impfpflicht müsse klar sein, wie sie am Ende des Tages umgesetzt werden soll. Das Ganze werde wohl bei den Ländern hängen bleiben, erwartet Laumann. „Bevor man einen solchen Schritt macht, will ich wissen, was man von uns erwartet, wie die Überprüfung einer solchen Frage aussieht.“ Angesichts der Erfahrung mit dem Stand der Digitalisierung in den Gesundheitsämtern ist der Minister skeptisch, ob ein Register gut funktionieren wird.

Lob für niedergelassene Ärzte

Laumann lobte den Einsatz der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte bei der Impfkampagne. Mehr als die Hälfte aller Impfungen in NRW sind in den Arztpraxen erfolgt. Bei den Auffrischungsimpfungen liegt der Anteil der Praxen sogar bei 85 Prozent. „Die KVen vertreten eine Struktur, die in den letzten Wochen über sich hinausgewachsen ist.“ Der Einsatz der Praxisteams habe gezeigt, wie gut die ambulante Versorgung in NRW funktioniert, sagte auch Spelmeyer. „Dadurch ist es gelungen, dass die Krankenhäuser im Land nicht Land unter gemeldet haben.“

Die vergangenen zwölf Monate seit Beginn der Corona-Impfungen hätten vor Augen geführt, wie wichtig ein flächendeckendes System an Haus- und Fachärzten sowie Psychotherapeuten ist, bestätigte der KVNo-Vorsitzende Dr. Frank Bergmann.

Synchronisierung von Wissenschaft und Politik

Für die Zukunft wünscht er sich eine bessere Synchronisierung der medizinisch-wissenschaftlichen Ebene und der Politik. Eine Verwirrung, wie es sie immer wieder durch widersprüchliche Meldungen gegeben habe, müsse vermieden werden. Bergmann hält angesichts der Unsicherheit vieler Menschen eine breit angelegte staatliche Aufklärungskampagne zu den COVID-19-Impfungen für notwendig. „Das können die Niedergelassenen allein nicht stemmen, da brauchen wir eine breite gesellschaftliche Front.“

Zahlen über den Anteil der nicht geimpften Ärztinnen und Ärzte sowie MFA in den Praxen liegen nach Angaben von Bergmann nicht vor. „Möglicherweise wird sich der ein oder andere entschließen, wenn der erste Totimpfstoff zugelassen wird“, sagte er.

Monitoring von Impfquoten in Heimen

Das Gesundheitsministerium baut zurzeit ein System auf, das zumindest einen Überblick darüber gibt, wie es mit den Impfquoten in den Altenheimen aussieht, berichtete Laumann. Ab Mitte/Ende Januar soll die Situation mindestens wöchentlich digital genau erfasst werden. Bei einer Erhebung Mitte November seien 84 Prozent aller in den Heimen Beschäftigten geimpft gewesen.

„Wenn man in einer solchen Einrichtung arbeitet, gehört es zur Ethik des Berufes, sich impfen zu lassen“, betonte Laumann. Dieser Aspekt müsse statt des Impfzwangs stärker in den Vordergrund gestellt werden. (iss)

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