Grundversorgung

Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin will Uniklinik-Ärzte aufs Land rotieren lassen

Krankenhäusern im ländlichen Raum fällt es zunehmend schwer, Fachpersonal zu gewinnen. Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne schlägt vor: Die Universitätsklinika in Magdeburg und Halle sollen dem ländlichen Raum künftig helfen.

Veröffentlicht:
Die beiden Universitätsklinika in Magdeburg und Halle sollen dem ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt künftig helfen. Denn auf dem Land wird es immer schwieriger, Fachpersonal für die Kliniken zu finden.

Die beiden Universitätsklinika in Magdeburg und Halle sollen dem ländlichen Raum künftig helfen. Denn auf dem Land wird es immer schwieriger, Fachpersonal für die Kliniken zu finden.

© picture alliance / dpa-Zentralbild /dpa

Magdeburg/Gardelegen/Schönebeck. In Gardelegen und Schönebeck geht aktuell nichts mehr. Die Krankenhausabteilungen für Kinder- und Jugendmedizin wurden in den vergangenen Wochen geschlossen. Der Grund: Personalmangel. Der private Betreiber Ameos in Schönebeck und die öffentliche Salus Altmark Holding für Gardelegen sehen die Schließung zwar zunächst als vorläufigen Schritt. Doch das Problem bleibt: Im ländlichen Raum fällt es den Klinikträgern zunehmend schwerer, Fachkräfte zu gewinnen.

„Das Personal kommt nicht mehr einfach so in den ländlichen Raum. Ein guter Pädiater ausschließlich für den ländlichen Raum – das ist häufig zu unattraktiv“, sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Sie will kleinere Standorte deshalb personell unterstützen.

Uniklinik-Ärzte an einzelnen Tagen an anderen Standorten

Grimm-Bennes Vorschlag: Die beiden Universitätsklinika in Magdeburg und Halle sollen dem ländlichen Raum künftig helfen. Mit den Uniklinika soll ein Verbund gebildet werden, um Fachärzte punktuell aufs Land zu locken. „Wir wünschen uns Ärzte, die bereit sind, einzelne Tage vielleicht auch an Standorten außerhalb von Magdeburg oder Halle zu arbeiten.“

Solche Verbünde könnte es mit Magdeburg für den Landesnorden und mit Halle für den Süden geben. Außerdem könnte es einfacher werden, bestimmte Behandlungen via Telemedizin durchzuführen. „Wir brauchen jetzt gute Fachleute, die uns so ein Pilotprojekt konzipieren“, sagte die SPD-Politikerin.

Der Koalitionspartner CDU unterstützt den Weg. „Für die Ausbildung von Assistenzärzten wäre ein Rotationsmodell optimal. Ausbildung und Praxis lassen sich so gut zusammenbringen“, sagte Sandra Hietel, CDU-Vizefraktionschefin im Landtag. Hietel kommt selbst aus Gardelegen und kämpft für die Wiedereröffnung der Kinderklinik.

Hoffen auf Unterstützung vom Bund

Nötig wäre dafür die Besetzung von etwa 4,5 bis 5,5 Arztstellen. „Ich kann das gut denken, dass es drei Stammkräfte gibt und zwei Ärzte über ein Kooperationsmodell zu uns kommen.“ Man müsse in der Gesundheitsversorgung neue Ansätze ausprobieren, sagt Hietel. „Sonst ist hier irgendwann Feierabend im ländlichen Raum.“

Auch der dritte Bündnispartner FDP ist offen für den Vorschlag. „Wir können das gemeinsam mit den Krankenhäusern und Krankenkassen diskutieren. Man sollte aber sicher nicht jede Aufgabe in die Hände der Uniklinika legen“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher Konstantin Pott.

Lesen sie auch

Gesundheitsministerin Grimm-Benne hofft bei ihrem Vorhaben jedoch nicht nur auf Rückenwind im Land, sie setzt auch auf Unterstützung des Bundes. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP heißt es, es soll kurzfristig „für eine bedarfsgerechte auskömmliche Finanzierung für die Pädiatrie, Notfallversorgung und Geburtshilfe“ gesorgt werden.

Grundversorgung auf dem Land sicherstellen

Eine Möglichkeit wäre, das bestehende Fallpauschalensystem zu ergänzen. Besonders im ländlichen Raum könnten künftig stärker Strukturen wie die vorgehaltene Ausrüstung finanziert werden. „Es muss über den Bund gelingen, stärker in die pauschale Finanzierung einzusteigen. Wir brauchen im ländlichen Raum eine Grundversorgung. Dazu zählen für mich auch Geburtshilfe und Kinder- und Jugendmedizin“, sagte Grimm-Benne. Als Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz in diesem Jahr will sie dazu Reformen anstoßen. (dpa)
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Vertreterversammlung

KV Sachsen-Anhalt empört über TK-Sparpläne

Das könnte Sie auch interessieren
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Dr. Michael Seewald

© Anatoli Oskin / Universität Augsburg; © AstraZeneca

Umfrage unter Ärzt:innen

Nachhaltigkeit wird Kernbestandteil verantwortungsvoller Medizin

Anzeige | AstraZeneca GmbH
Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

© Jennifer / stock.adobe.com

Zuwendung statt Rezept

Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Typ 1 und Typ 2 im Vergleich

Lange Diabetesdauer erhöht wohl kardiovaskuläres Risiko deutlich

Review mit Metaanalyse

Invasive Pneumokokken-Infektionen: Wer besonders gefährdet ist

Kardiale autonome diabetische Neuropathie

Das neuropathische Herz – ein Risiko

Lesetipps
Eine Hand fängt 500-Euro-Geldscheine auf, die durch die Luft wirbeln.

© vegefox.com / stock.adobe.com

Vermögensforscher im Interview

Welche Eigenschaften helfen, reich zu werden

Ein Mann mit einer Zigarette in der Hand deren Zigarettenrauch sich verbreitet.

© methaphum / stock.adobe.com

Verbesserte Prognose

Forscher fordern: Rauchstopp systematisch in Krebstherapie integrieren