Kommentar zu Modellkommunen

Shoppen hüben, Ausgangssperre drüben

Drei Modellkommunen hat die hessische Landesregierung für Corona-Lockerungen benannt. Sowohl Auswahl wie Zeitpunkt sind fragwürdig.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:

Dass die hessische Landesregierung mit Dieburg ausgerechnet eine Stadt zur Modellkommune bestimmt, die sich gar nicht selbst beworben hat, wird in die Geschichte der vielen unverständlichen politischen Entscheidungen im Laufe der Corona-Pandemie eingehen. Jeweils eine Stadt aus den drei Regionen Nord-, Mittel- und Südhessen zu benennen, ist durchaus schlüssig, aber bei 100 Bewerbungen hätte sich auch im Süden eine Stadt gefunden, die willens und vorbereitet gewesen wäre.

Allerdings gilt es grundsätzlich die Sinnhaftigkeit des Projekts in Frage zu stellen angesichts steigender Zahlen bei Neuinfektionen und Inzidenzen in Hessen bereits zum Zeitpunkt der Verkündung der drei Modellkommunen. Hessen ist diese Werte betreffend nicht Schleswig-Holstein, Dieburg nicht Rostock.

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Dies hat wohl auch die Dieburger Stadtoberen zum wachsweichen Beschluss „Irgendwie wollen wir schon, aber nicht jetzt“ veranlasst. Nachvollziehbar: Eigentlich hat die Runde aus Kanzlerin und Ministerpräsidenten am 22. März ja noch die Notwendigkeit der „Notbremse“ bei einer Sieben-Tage Inzidenz über 100 betont. Nichtsdestotrotz verkündete die Landesregierung am 30. März bei einem Inzidenzwert von jeweils über 100 in den Landkreisen Darmstadt-Dieburg und Kassel (Modellkommune Baunatal) ihre Lockerungspläne. Hier war die Entwicklung zwischenzeitlich gnädig mit den Regierenden, beide Kreise weisen aktuell Inzidenzen um die 85 auf.

Anders in der dritten Modellstadt Alsfeld. Die aktuelle Inzidenz liegt laut RKI bei 161. Und Alsfeld öffnet die Geschäfte seit Donnerstag ausdrücklich auch für Auswärtige während im Nachbarkreis Fulda sogar eine Ausgangssperre ab 21 Uhr verhängt wird. Corona-Irrsinn.

Schreiben Sie dem Autor: christoph.barkewitz@springer.com

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