Versorgungsforschung

Studie: HZV-Patienten stürzen seltener als Versicherte der Regelversorgung

Wissenschaftler der Uni Heidelberg konnten zeigen, wie sich die stärker leitlinienorientierte Verordnung von Medikamenten auf die Sturzgefährdung von Patienten in der hausarztzentrierten Versorgung in Baden-Württemberg auswirkt.

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Patienten in der Regelversorgung hatten ein höheres Sturzrisiko als solche in der Regelversorgung, so ein Resultat der Studie von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg.

Patienten in der Regelversorgung hatten ein höheres Sturzrisiko als solche in der Regelversorgung, so ein Resultat der Studie von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg.

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Stuttgart. Teilnehmer an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) der AOK in Baden-Württemberg über 65 Jahre erleiden seltener sturzbedingte Frakturen wie Oberschenkel- oder Beckenfrakturen als Versicherte der Kontrollgruppe.

Verglichen wurden dafür Versicherte, die Verordnungen sturzgefährdender Medikamente wie etwa Opioide erhielten. In der HZV-Gruppe waren das 24,8 Prozent der Teilnehmer (104.788), in der Vergleichsgruppe der Regelversorgung 25,5 Prozent (54.005). Das geht aus einer Mitteilung der Vertragspartner AOK Baden-Württemberg, Landeshausärzteverband und MEDI Baden-Württemberg hervor.

Die geringere Anzahl sturzbedingter Frakturen in der HZV-Gruppe sei maßgeblich auf die geringere Anzahl an Verordnungen sturzgefährdender Medikamente zurückzuführen, heißt es in der Veröffentlichung (Age und Ageing, Volume 52, Issue 5, doi.org/10.1093/ageing/afad071). Im Untersuchungsjahr 2020 waren es in der HZV-Gruppe den Angaben zu Folge hochgerechnet rund 13.500 Verordnungen weniger. Autoren der Studie sind Wissenschaftler der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg.

Die Methodik der Heidelberger Studie basiere auf dem Qualitätsindikatorensystem für die ambulante Versorgung (QISA) des aQua-Instituts. Entwickelt wurde dort der Qualitätsindikator ‚Prozentsatz von Patienten ab 65 Jahren, die sturzgefährdende Medikamente erhalten‘, heißt es erläuternd. Dazu zählten Opioide, Trizyklische Antidepressiva, Antipsychotika, Hypnotika und Sedativa.

Erstmals Stürze und pharmakotherapeutische Versorgung durch Hausärzte untersucht

Nach Darstellung von Professor Gunter Laux, dem federführenden Autor, ist es bemerkenswert, dass erstmalig Stürze und Frakturen im Zusammenhang mit der pharmakotherapeutischen Versorgung von Hausärzten in einer speziellen Versorgungsform wissenschaftlich untersucht worden seien. „Und die Ergebnisse belegen eindeutig, dass die Patienten in der Regelversorgung ein höheres Sturzrisiko hatten“, so Laux.

Die an der hausarztzentrierten Versorgung teilnehmenden Mediziner müssen regelmäßig an strukturierten Qualitätszirkeln zur Arzneimitteltherapie teilnehmen. Dabei ist es das Ziel, die hausärztliche Versorgungsqualität durch die enge Orientierung an aktuellen evidenzbasierten Leitlinien zu verbessern.

Entsprechend hält die Vorsitzende des Hausärzteverbands Professor Nicola Buhlinger-Göpfarth die Ergebnisse der Studie für „bemerkenswert, aber nicht gänzlich überraschend“. Sie verweist dafür auf die systematischen Fortbildungen in landesweit über 350 Qualitätszirkeln. (eb)

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