Smart Hospital

Eigene Datenplattform: Unimedizin Essen setzt auf Interoperabilität

Mit einer eigenen Plattform will die Essener Uniklinik Brüche überwinden, die aus der Nutzung verschiedener Datenquellen entstehen, und die Daten für verschiedene Anwender nutzbar machen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Dortmund. Die Universitätsmedizin Essen hat eine eigene Datenplattform entwickelt, um die Fülle an Daten, die in ihren Einrichtungen anfallen, besser nutzen zu können, die „Smart Hospital Information Platform“ (SHIP).

„Die Datennutzung ermöglicht uns ganz neue Perspektiven für die Versorgung, die Forschung und die Validierung von Ergebnissen“, berichtete Dr. Anke Diehl bei einer Veranstaltung der Datatree AG in Dortmund zum Datenschutz in der Medizin.

Die Universitätsmedizin Essen will zu den führenden Kliniken bei der Digitalisierung gehören. Zielbild ist das Smart Hospital: ein digitaler Gesundheitskonzern, in dem medizinische Leistungen, Pflege und Patientenservice verknüpft sind.

Viele Systeme, aber keine Interoperabilität

Diehl ist Chief Transformation Officer und Leiterin der Stabsstelle Digitale Transformation an der Universitätsmedizin Essen. Das Klinikum umfasst insgesamt 56 Kliniken und Institute. Zu den Einrichtungen gehören auch ein Institut für Patienten-Erleben und ein Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin. „Wir haben Hunderte von klinischen Systemen, was uns in jeglichem Kontext fehlt, ist die Interoperabilität“, sagte sie.

Hier soll SHIP für Abhilfe sorgen. Die Plattform setzt für die Strukturierung der Daten auf den FHIR-Standard (Fast Healthcare Interoperability Resources). Ziel ist es, die Daten aus den verschiedenen Klinik-Bereichen für verschiedene Anwender nutzbar zu machen.

Die Verbindung der Metadaten aus den einzelnen Quellen mache es möglich, bei Anwendungen gezielt auf die Bedürfnisse der Ärztinnen und Ärzte sowie der Pflegenden einzugehen, erläuterte Diehl.

Patienten-Dashboard liefert breiten Überblick

Eine SHIP-Anwendung ist das Patienten-Dashboard: Es liefert einen Überblick über die Behandlungen, die Medikation und andere Informationen über die Patienten. Jeder, der die Berechtigung dazu hat, kann die entsprechenden Dokumente aufrufen.

Flankiert werden die vielfältigen Möglichkeiten der Datennutzung durch Maßnahmen des Datenschutzes und Regelungen zum Datenzugriff. Für die Forschung innerhalb der eigenen Klinik sei kein Antrag auf Datennutzung erforderlich, sagte sie. Anders sieht es aus bei klinik- oder institutsübergreifenden Projekten, bei der Entwicklung von IT-Lösungen unter Zuhilfenahme bestehender Datensätze, bei Kooperationen mit externen akademischen Partnern oder mit Privatunternehmen oder im Fall einer Kommerzialisierung der Datennutzung.

Sowohl für die interne Datennutzung innerhalb der Universitätsmedizin als auch für die externe gilt ein klar definierter Antrags- und Genehmigungsprozess, jeweils beginnend mit der Ethikkommission. Bei der externen Datennutzung gibt es eine Besonderheit: „Der Vorstand entscheidet, ob wir einer externen Datennutzung zustimmen können oder nicht“, sagte Diehl.

Wichtige Mitarbeit im Interop Council

Sie nannte die Kriterien, anhand derer die Datennutzungs-Anträge bewertet werden: die Rechtmäßigkeit der Nutzung, der Schutz von personenbezogenen und von Unternehmensdaten, die Verfügbarkeit der erforderlichen Daten, die Durchführbarkeit der Projekte, die wissenschaftliche Plausibilität des Antrags, die Wahrung der Interessen der Universitätsmedizin Essen sowie die Datensparsamkeit.

Diehl ist Mitglied des Interop Councils. Das im Dezember 2021 gegründete und bei der gematik angesiedelte Expertengremium soll die Interoperabilität im deutschen Gesundheitswesen voranbringen. „Ich vertrete in dem Expertenkreis die Anwender.“

Ein solches Engagement sei wichtig, um gute Medizin machen zu können. „Unsere Vision ist die hochwertige und kosteneffiziente Versorgung. Wir können aber auch Prävention machen und wunderbare Forschungsprojekte.“

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