Ein anspruchsvolles Hobby für junge Dialysepatienten

Die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen, die auf eine tägliche Dialyse angewiesen sind, ist oft sehr eingeschränkt. An der Uni-Klinik Köln können sie nun eigene Fernsehbeiträge erstellen.

Von Laura Katharina Schon Veröffentlicht:
Kamerafrau, Tonmann und Regie: Die Jugendlichen der Kinder-Nephrologiestation an der Uniklinik Köln produzieren ihre Beiträge selbst.

Kamerafrau, Tonmann und Regie: Die Jugendlichen der Kinder-Nephrologiestation an der Uniklinik Köln produzieren ihre Beiträge selbst.

© Uniklinik Köln.

KÖLN. Die Universitäts-Klinik Köln bietet Patienten ihrer Kindernephrologie-Station eine ganz besondere Möglichkeit, sich mit ihrer Krankheit auseinander zu setzen: Die Kinder und Jugendlichen können dort in Zusammenarbeit mit IT-Experten eigene Web-TV Sendungen produzieren, die sie selbst professionell filmen, schneiden und bearbeiten.

"Unsere Idee war, eine für Kinder und Jugendliche interessante und anspruchsvolle Beschäftigungsmöglichkeit zu schaffen", erklärt Professor Bernd Hoppe, Leiter der Kindernephrologie an der Uni-Klinik. Sie sind vier bis fünf Stunden an die Maschine angeschlossen, und das dreimal pro Woche.

"Sie können sich vorstellen, dass da nicht viel Zeit für Hobbys bleibt." Mit Nephro.tv will das Stationsteam der Kindernephrologie die Dialyse erträglicher machen. Den Inhalt der Sendungen bestimmen die jungen Patienten selbst.

In gemeinsamen Redaktionssitzungen wird während der Dialyse besprochen, wie die Folgen aufgebaut sein sollen, welche Personen angesprochen werden müssen und wie man die Ideen umsetzen kann. Die übrige Bearbeitung findet ebenfalls während der Wartezeit statt, nur gedreht wird oft auch außerhalb der Klinik.

Die Kinder sind dabei Reporter, Regisseur, Kameramann und bei den späteren Arbeitsschritten Ton- und Schnitttechniker. Der Produktionsablauf wird von zwei IT-Experten betreut, die die nötige Ausrüstung für Dreh und Produktion bereitstellen und den Kindern den fachmännischen Umgang beibringen.

Einige Kinder haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Krankheit nicht ernst genommen wird. Deshalb ist es ihnen besonders wichtig zu zeigen, wie schwierig ein Leben als Dialysepatient sein kann, und wie wichtig Organspenden für die Betroffenen sind. "Die ersten Folgen setzten sich mit dem Ablauf der Dialyse auseinander", sagt Hoppe. Inzwischen sind die Themen vielfältiger. Die Kinder berichten über Ferienfreizeiten, Projekte zur Organspende und ihre Hobbys in Verbindung mit ihrer Krankheit.

Nephro.tv wurde durch die Zusammenarbeit mit dem IT-Unternehmen Animaniacs und einem Förderpreis der Renniere-Stiftung möglich. Die erste Folge wurde im April 2008 online gestellt. Ursprünglich erschienen die Sendungen monatlich, inzwischen mussten die Abstände aber vergrößert werden. Das Projekt kostet im Jahr zwischen 20 000 und 30 000 Euro. "Das konnten wir zwischenzeitlich einfach nicht mehr aufbringen", sagt Hoppe.

Nephro.tv finanziert sich durch die Teilnahme an Ausschreibungen und durch Spenden. "Das bisher größte Echo haben wir bekommen, nachdem einer unserer Patienten bei Stern-TV aufgetreten ist." Nach der Ausstrahlung ist eine Essener Werbeagentur an die Uni-Klinik herangetreten und hat angeboten, das Logo für Organspenden und die dazu gehörige Werbekampagne kostenlos zu überarbeiten.

"Das ist für uns natürlich ein Glücksgriff", sagt Hoppe. "Es wird zunehmend schwieriger, Sponsoren zu finden", beklagt er.

Die Folgen sind unter www.nephro.tv abrufbar

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