Multiplizieren, dividieren und Quadratwurzeln in drei Sekunden

Der Urvater aller Computer kommt aus Deutschland. Am 12. Mai 1941 präsentierte der Berliner Erfinder Konrad Zuse den ersten funktionsfähigen Rechner der Welt. Zum 70. Geburtstag gibt es einen Nachbau des im Krieg zerstörten Riesen-Geräts zu bestaunen.

Von Jörn Perske Veröffentlicht:
Der Sohn von Konrad Zuse, dem Erfinder der ersten programmierbaren Rechenmaschine, Horst Zuse, vor einem Nachbau des Z3.

Der Sohn von Konrad Zuse, dem Erfinder der ersten programmierbaren Rechenmaschine, Horst Zuse, vor einem Nachbau des Z3.

© Brakemeier / dpa

HÜNFELD/BERLIN. Vor 70 Jahren läutete ein Berliner Erfinder die Computer-Ära ein. Der Z3, den Konrad Zuse am 12. Mai 1941 präsentierte, war so groß wie eine Wohnzimmerschrankwand, wog mehr als eine Tonne und konnte in drei Sekunden multiplizieren, dividieren und Quadratwurzeln ziehen.

Es war der erste programmierbare Rechner der Welt und auch der erste, der mit dem binären Zahlensystem (0 und 1) arbeitete. Die Speicherkapazität betrug gerade einmal 64 Worte.

Keine Presse, keine Weltsensation

Der Bauingenieur Zuse (1910-1995) arbeitete bei den Henschel-Flugzeugwerken und zeigte den Rechner in seiner Werkstatt in Berlin-Kreuzberg nur ein paar Wissenschaftlern. "Das große Echo blieb aber aus: keine Presse, keine Weltsensation - es herrschte Krieg", sagt Horst Zuse, der älteste Sohn des Computer-Visionärs.

In der Nachkriegszeit versuchte Zuse, mit seiner großen Idee Geld zu verdienen. In Osthessen gründete er seine eigene Firma. Doch reich wurde Zuse mit dem Computerbau nicht. Die Konkurrenz aus den USA und Deutschland holte schnell auf, in den 60er Jahren schluckte Siemens die verschuldete Zuse KG.

Der heute 65-jährige Horts Zuse trat später in die Fußstapfen des berühmten Vaters. Er ist Elektrotechnik- und Informatik-Fachmann im Ruhestand und doziert dennoch mit Vorliebe über die technischen Errungenschaften.

Im Sommer vergangenen Jahr präsentierte Horst Zuse den weltweit ersten absolut originalgetreuen Z3-Nachbau, wie er sagt. Das Original war bei einem Bombenangriff am 21. Dezember 1943 zerstört worden.

Z3-Nachahmungen gab es zwar schon früher, doch nur in abgewandelter Form. Die neue Version kostete viel Zeit und (Sponsoren-)Geld. "Dafür hätte man sich schon ein hübsches Cabrio kaufen können", vergleicht Zuse, ohne die genauen Ausgaben zu nennen.

Mit der Rekonstruktion ging Zuse in den vergangenen Monaten auf Tournee und zeigte den Z3 bei Ausstellungen und Messen. "Das wissenschaftliche Ziel bestand darin, den Menschen damit anschaulich die Frage zu beantworten, wie ein Computer funktioniert", sagt Zuse.

Denn auch mit dem Technik-Dino will Zuse demonstrieren: "Mein Vater hat schon damals eine neue, revolutionäre Computer-Architektur entwickelt, die bis heute Standard ist."

Grundidee von 1941 steckt in den heutigen Kisten

Auch in den aktuellen Kisten findet sich noch viel der damaligen Grundidee. Zu sehen ist der nachgebaute Riesen-Apparat als nächstes vom 1. Juli an im Museum des vor 25 Jahren gestorbenen Computerpioniers Nixdorf in Paderborn. Den ersten, abgewandelten Nachbau des Z3 hatte 1961 noch die Zuse KG in Bad Hersfeld hergestellt. (dpa)

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