Auf dem Prüfstand

Sind Faszienrollen gesundheitsfördernd?

Veröffentlicht:

JENA. Faszienrollen oder auch Foam-Rollen werden von vielen Menschen genutzt. Doch welche Belastungen auf Körperstrukturen treten dabei auf und welche Effekte gibt es eigentlich? Das haben sich Sportmediziner der Bergischen Universität Wuppertal gefragt.

In einer Studie, die beim Kongress der Orthopädisch-Traumatologischen Gesellschaft für Sportmedizin (GOTS) vorgestellt wurde, kam das Team um Dr. Christian Baumgart zu dem Ergebnis: Die Evidenzlage ist gering.

In der Studie nutzten Studenten unter fachkundiger Anleitung die Massagerollen je zweimal eine Minute pro Muskelgruppe an den Beinen, berichtet die GOTS. Danach wurde zum einen die vertikale Sprunghöhe gemessen: kein Unterschied. Auch bei der Spannung der Muskulatur gab es nur geringe Veränderungen.

Vorsichtig sind die Wissenschaftler auch bei den Effekten auf das Bindegewebe. Baumgart: „Faszien sind sehr dünn, und die Wirkung einer reinen Kompression ist fraglich. Im Gegenteil: Langfristige Folgen und gesundheitliche Risiken könnten mitunter größer sein, wenn das intensive Rollen zum Beispiel Schäden an den Venenklappen verursacht“, wird der Sportmediziner in der Mitteilung zitiert. Auch ein negativer Effekt der Kompression von Haut, Unterhaut, Muskeln, faszialen Arealen und Knochen sei denkbar, aber bisher noch wenig untersucht.

Das Foam Rolling könne auch keine manuellen Techniken zur Lockerung der Muskulatur ersetzen: „Ein Therapeut oder Masseur behandelt in der richtigen physiologischen Zugrichtung. Er merkt ob und was da im Inneren eventuell entgegen spannt“, betont Baumgart.

Verschiedene Rollentypen führten zu unterschiedlichen biomechanischen Belastungen, so die GOTS. Auf harten Noppen beispielsweise seien die Spitzendrücke um ein Vielfaches höher. Auch das könne Einfluss auf die Veränderung der Schmerzdruckschwelle haben.

Beim Rollen über die Wade oder über den vorderen Oberschenkel haben die Forscher eine Belastung von durchschnittlich 30 Prozent des Körpergewichtes gemessen. Bei Menschen, die sich mit dem Rücken drauf legen und rollen, liege diese Belastung um ein Vielfaches höher. (eb)

Mehr zum Thema

Bevölkerungsbasierte Längsschnittdaten

Lebenserwartung bei Diabetes hängt vom Erkrankungsalter ab

Vorsorge-Kampagne

Hamburger Basketballer als Vorsorge-Vorbilder

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Die Newsletter der Ärzte Zeitung

» kostenlos und direkt in Ihr Postfach

Am Morgen: Ihr individueller Themenmix

Zum Feierabend: das tagesaktuelle Telegramm

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum Welt-Aidstag am 1. Dezember

Rita Süssmuth zu HIV: „Aids-Kranke galten als das sündige Volk“

Gastbeitrag

Wie unterstütze ich evidenzbasiert beim Rauchstopp?

Lesetipps
Eine Packung Ozempic

© Remko de Waal/ANP/picture alliance

Gastbeitrag zur „Abnehmspritze“

Semaglutid: GLP-1-Agonisten zu verteufeln, ist kontraproduktiv

Thrombozyten: In wenigen Tropfen Blut lassen sich mithilfe der Durchflusszytometrie binnen Sekunden Tausende Blutzellen abzählen und deren Aggregation analysieren, berichtet ein Team aus München. (Symbolbild)

© SciePro / stock.adobe.com

Forschende sehen Potenzial für Biomarker

Wenn Thrombozyten aggregieren, droht ein schwerer COVID-Verlauf