Lebensmittel

Verbraucher wollen wissen, was auf den Tisch kommt

Beim Thema Lebensmittelsicherheit fühlen sich viele Verbraucher von der Politik nicht richtig abgeholt. Sie setzen auf das Internet, auf Nicht-Regierungsorganisationen – und ihren Arzt.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Das Wissen um einzelne Lebensmittel beeinflusst das Einkaufsverhalten vieler Verbraucher.

Das Wissen um einzelne Lebensmittel beeinflusst das Einkaufsverhalten vieler Verbraucher.

© Gina Sanders / Fotolia

PARMA. Hormone, Antibiotika , Steroide oder Pestizidrückstände: Eine breite Mehrheit der Deutschen interessiert sich für mögliche Risiken beim Verzehr von Lebensmitteln.

Das geht aus einer Umfrage im Auftrag der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit hervor, die zum Welttag der Lebensmittelsicherheit der Vereinten Nationen am Freitag veröffentlicht wurde.

Eine breite Mehrheit der Deutschen informiert sich demnach im Fernsehen über mögliche Lebensmittelrisiken, etwa die Hälfte greift auf das Internet zurück. 17 Prozent befragen ihren Arzt.

Dass das angeeignete Wissen einen hohen Einfluss auf Meinungsbildung und Verhalten der Verbraucher hat, wird immer wieder auch in öffentlichen Diskussionen deutlich.

Wenig Vertrauen in Behörden

Nur ein Drittel der Deutschen glaubt, dass die Behörden in der Bundesrepublik sie vor Lebensmittelrisiken schützen. Auch in der Europäischen Union ist das Vertrauen der Verbraucher in behördliche Strukturen nicht besser. Am ehesten vertrauen demnach die Europäer Wissenschaftlern (82 Prozent) oder Verbraucherschutzorganisationen (79 Prozent).

Für Deutschland fordert beispielsweise die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) eine gesetzliche Grundlage für ein bundesweites, vollumfängliches System, das Verbrauchern transparent Einblick in die Ergebnisse von Lebensmittelüberwachungen gibt.

Um den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, hatte Foodwatch zu Beginn des Jahres die Online-Plattform „Topf Secret“ ins Leben gerufen, auf der Verbraucher unkompliziert Anträge auf die Veröffentlichung von Kontrollergebnissen stellen können. Lebensmittelbetriebe hatten dagegen geklagt.

Erstmals hat am Freitag ein Verwaltungsgericht entschieden, dass die Plattform zulässig ist. Laut Urteil müssen die Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen an Bürger herausgegeben werden. Die gesetzliche Grundlage ist das Verbraucherinformationsgesetz.

Forderung nach mehr Transparenz

Gesundheit ist nach wie vor ein großer Ernährungstrend. Das macht auch der Hype um den veganen Burger von Beyond Meat deutlich, der derzeit mit seinem furiosen Börsengang Schlagzeilen macht.

Die Umfrageergebnisse der EU zeigen aber, dass für gut 60 Prozent der Bundesbürger die Herkunft der Ursprung das entscheidende Kriterium beim Einkauf sind. Auch ethische Aspekte, etwa mit Blick auf Umweltschutz oder Tierhaltung, spielen für die Verbraucher eine wichtige Rolle beim Einkauf.

Das zeigt auch der Anfang des Jahres veröffentlichte Ernährungsreport 2019 des Bundesernährungsministeriums: Die überwiegende Mehrheit der Deutschen hat sich hier für ein staatliches Tierwohlkennzeichen ausgesprochen, das Rückschlüsse auf Tierhaltung- und Herkunft gibt. Auch in politischen Debatten sind Lebensmittelkennzeichnungen immer wieder Thema.

Kritik an Klöckner wegen Video

Erst kürzlich hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Professor Karl Lauterbach via Twitter Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) vorgeworfen, die Lebensmittelampel und Zuckersteuer blockiert zu haben.

Anlass war ein umstrittenes Video der Ministerin mit Nestlé-Deutschlandchef Marc-Aurel Boersch, in dem Klöckner das Unternehmen für dessen Umsetzung der nationalen Innovations- und Reduktionsstrategie lobt.

Ärzteverbände, Kassen und Verbraucherorganisationen fordern von Klöckner schon lange eine klare Kennzeichnung von Lebensmitteln, die Infos über Nährwerte wie Zucker, Fett und Salz liefert.

Studien zeigen, dass auch Verbraucher Kennzeichnungen begrüßen würden. Zwar werden verschiedene Modelle immer wieder diskutiert, wann das Bundesernährungsministerium eine verbindliche Entscheidung trifft, bleibt aber weiterhin offen.

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