Ergebnisse der COSMO-Studie

Wer sind die Ungeimpften und welche Bedenken haben sie?

Wissenschaftler haben der Gruppe nachgespürt, die bisher eine Corona-Impfung scheut. Bei ihren Motiven mischen sich Politik und Medizin teils untrennbar.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Impfen vielleicht oder Impfen um keinen Preis? Die Unterschiede in der Gruppe der bisher Ungeimpften sind groß.

Impfen vielleicht oder Impfen um keinen Preis? Die Unterschiede in der Gruppe der bisher Ungeimpften sind groß.

© Christoph Schmidt / dpa

Berlin/Erfurt. Die Autoren der COSMO-Studie (COVID-19 Snapshot Monitoring) haben anhand ihrer Erhebungen die Merkmale und Motive der Ungeimpften in Deutschland näher bestimmt.

Ausweislich der jüngsten Umfragewelle, deren Auswertung am 10. September abgeschlossen wurde, sind diese Menschen eher jünger, weiblich, arbeitslos, haben eher Kinder, weisen eher einen niedrigen Bildungsstatus auf und kennen eher niemanden, der bereits an COVID-19 erkrankt ist.

Innerhalb dieser Gruppe stellen die sogenannten Verweigerer mit 56 Prozent die größte Teilgruppe. 24 Prozent werden als unsicher oder zögerlich in Bezug auf die Impfung bezeichnet und ein Fünftel wird als impfbereit beschrieben.

Nach Angaben der COSMO-Wissenschaftler unterscheiden sich die unsicheren Impfzögerer von den Impfbereiten dadurch, dass sie sich als Trittbrettfahrer eher auf andere Menschen verlassen und die Impfung für etwas weniger sicher als die andere Gruppe halten. Weiterhin haben sie weniger das Gefühl, durch Impfen wieder zur Normalität zurückkommen zu können.

Impfzögerer ticken anders als Impfverweigerer

Um diese Zögerer zu erreichen, sei aufsuchendes Impfen – auf Marktplätzen oder in Wohnquartieren – alleine nicht ausreichend. Nötig sei es vielmehr, diesen Menschen den individuellen und sozialen Nutzen zu erklären sowie ihre Sicherheitsbedenken aufzugreifen.

Wieder spezifisch anders stellt sich die Ausgangslage bei den Impfverweigerern dar. Sie unterscheiden sich von den übrigen Ungeimpften dadurch, dass sie die Impfung für überflüssig halten, da aus ihrer Sicht COVID-19 keine Bedrohung darstellt. Ihre Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Impfung sind nochmals ausgeprägter als bei anderen Ungeimpften. Praktische Hindernisse, die bisher eine Impfung erschwert hätten, spielen bei dieser Gruppe keine Rolle.

Bei älteren Ungeimpften dominiert die Gruppe der Verweigerer

Splittet man die Ungeimpften nach Altersgruppen auf, so erstaunt, dass gerade in der Gruppe der über 60-Jährigen – die am meisten von einer Vakzinierung profitieren würde – der Anteil der Impfverweigerer mit 65 Prozent besonders groß ist (bei den 18- bis 59-Jährigen: 54 Prozent). Die COSMO-Autoren raten hier, Ärzte dabei zu unterstützen, damit in dieser Gruppe Falschinformationen korrigiert werden können.

Aus dem aktuellen Stand der Impfkampagne ist ablesbar, dass die Impfbereitschaft in Ostdeutschland deutlich niedriger als im Westen ist. Auf einer Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 7 (stimme voll und ganz zu) wird die Impfbereitschaft im Osten mit 3,93 angegeben, in den alten Bundesländern sind es 4,65.

Nach Angaben der COSMO-Autoren gibt es hierbei eine signifikante Korrelation zwischen der Impfbereitschaft und dem Vertrauen in die Bundesregierung – letztere ist im Osten deutlich niedriger als im Rest der Republik. Die Nicht-Impfung ist für einen Teil dieser Gruppe eine Möglichkeit, ihre Unzufriedenheit mit der Politik auszudrücken.

Forschungslage und Spätfolgen sind die Hauptbedenken

Die Sicherheitsbedenken in der Gruppe der Ungeimpften fokussieren sich insbesondere auf drei Punkte: Die Forschungslage wird als ungenügend bezeichnet (25,5 Prozent), so dass die Impfstoffe mutmaßlich zu schnell zugelassen wurden.

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Fast den gleichen Stellenwert haben Bedenken aufgrund unbekannter Spätfolgen der Impfung (23,9 Prozent). 22,8 Prozent geben an, die Wirkung der Impfung sei unzureichend. Demgegenüber scheint die Angst vor Nebenwirkungen (11,1 Prozent) nachrangig zu sein.

Für die Untersuchungswellen der COSMO-Studie werden in einer Quotenstichprobe bundesweit 1000 Erwachsene befragt.

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