„ÄrzteTag“-Podcast

Professor Wedemeyer: Therapie bei Hepatitis C eine „fast einmalige Erfolgsgeschichte!“

Beim Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli stehen auch die Behandlungsmöglichkeiten bei Hepatitis im Fokus. Als großen Erfolg wertet Professor Heiner Wedemeyer von der MHH die Therapie bei Hepatitis C. Er stützt sich dabei auch auf Daten des Deutschen Hepatitis-C-Registers, das er im „ÄrzteTag“-Podcast vorstellt.

Marco MrusekVon Marco Mrusek Veröffentlicht:
Professor Heiner Wedemeyer ist Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Professor Heiner Wedemeyer ist Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover sowie Geschäftsführer des Deutschen Hepatitis-C-Registers.

© Porträt: Karin Kaiser, MHH | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Neu-Isenburg. Der Fortschritt in der Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis C ist eine in der Medizin fast einmalige Erfolgsgeschichte. Daran erinnert Professor Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, im „ÄrzteTag“-Podcast aus Anlass des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli.

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„Wir können die Virus-Hepatitis-C mittlerweile mit nebenwirkungsfreien Tabletten innerhalb von acht bis zwölf Wochen heilen“, betont Wedemeyer. Die Wirkstoffe, die direkt antiviral-wirkenden Medikamente (DAA), sind ab 2014 eingeführt und bis 2018 optimiert worden. „Und dann stellte sich die große Frage: Sind die sehr positiven Berichte von den Phase-III-Studien auch wirklich ins richtige Leben übertragbar? Wie lässt sich das prospektiv in Deutschland überprüfen?“

„Ein Abbild der Hepatitis-Versorgungslandschaft“

Als Antwort gründete man das Deutsche Hepatitis-C-Register. Dieses wird seit 2014 durch die Deutsche Leberstiftung über die Leberstiftungs-GmbH Deutschland in Kooperation mit dem Berufsverband der Niedergelassenen Gastroenterologen Deutschlands geführt. Seitdem sind mehr als 18.000 Patienten in das Register aufgenommen worden.

Dabei sind ein paar Dinge für Wedemeyer sehr besonders: „In der ersten Phase waren mehr als 300 niedergelassene Ärzte bei unserem Netzwerk dabei. Zusammen mit den Klinikärzten bilden wir somit wirklich die Versorgungslandschaft zur Hepatitis C in Deutschland ab!“

Der zweite besondere Punkt für Wedemeyer, der auch Geschäftsführer des Registers ist: Es findet eine Qualitätskontrolle und eine Datenüberwachung statt. Dadurch seien die Daten nicht nur groß an der Zahl, sondern auch sehr valide, hebt er hervor.

Anhand dieser Registerdaten konnten die Ärzte im November letztes Jahr bestätigen: „Das, was in den Phase-III-Studien erhoben wurde, stimmt im richtigen Leben! Sie sind sicher und wirken bei 98 Prozent der Patienten – und das auch bei bestimmten Patientengruppen, die nicht in den Phase-III-Studien inkludiert waren.“ (Dtsch Arztebl Int 2021; 118:797–8)

Wie oft kommt ein HCC nach der Hepatitis vor?

Ein Beispiel für diese besonderen Fälle sind ältere Menschen. In vielen Studien zu DAA war das obere Einschlussalter 70 Jahre. „Aber wie sieht es denn dann in der Praxis aus, wenn ich einen 73- oder 75-Jährigen mit Hepatitis C habe?“

Bei älteren Patienten seien schließlich mehrere Faktoren, etwa eine andere Physiologie in Bezug auf die Medikamenten-Verstoffwechselung, Toxizitäten aufgrund von etwaigen Überdosierungen oder Medikamenteninteraktionen zu beachten.

Eine der Fragestellungen, die das Team des Hepatitis-C-Registers gerade untersucht: Wie oft kommt es vor, dass Patienten mit einer ausgeheilten Hepatitis C ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) entwickeln? „Wir konnten zeigen, dass das Karzinom seltener vorkommt, als wenn das Virus nicht eradiziert wird. Aber das Risiko ist nicht null!“

Für die Praxis bedeutet das: Auch wenn das Hepatitis-C-Virus nicht mehr vorhanden ist, gilt es, die Patienten weiter zu beobachten. „Bei jedem Patienten mit Leberzirrhose zum Beispiel besteht unabhängig von der Ursache weiter ein Leberkarzinom-Risiko. Da ist es ganz wichtig, diese Karzinome früh zu entdecken, um kurative Therapieoptionen zu haben!“

Für das Hepatitis-C-Register rekrutiert das Team aktuell keine neuen Patienten oder behandelnden Ärzte. Aber: Wedemeyer baut bereits ein neues Register zur Fettleber-Hepatitis auf. „Dort sammeln wir gerade Patientendaten und behandelnde Ärzte. Wir haben noch keine 18.000 Patienten zusammen, unser Ziel ist hier erstmal 1000 und dann schließlich 5000 Patienten zu sammeln.“ (Dauer: 20:21 Minuten)

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