Ärzte und Apotheker kommen sich mit Barmer-Vertrag näher

KÖLN (iss). Die strukturierte Kooperation im Hausarztvertrag der Barmer hat das Verhältnis zwischen Hausärzten und Apothekern nach Einschätzung der Vertragspartner verbessert. "Die Zusammenarbeit hat sich außerordentlich positiv entwickelt", sagt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer Birgit Fischer.

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"Die Zusammenarbeit hat sich außerordentlich positiv entwickelt." Birgit Fischer Vize-Chefin der Barmer Ersatzkasse

Der Barmer Hausarztvertrag setzt auf die abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Hausärzten. Aktuell beteiligen sich 2,3 Millionen Versicherte, 38 600 Hausärzte und 18 800 Apotheker am Vertrag.

Auch wenn die Einordnung als Modell der integrierten Versorgung inzwischen vom Bundessozialgericht (BSG) gekippt wurde, halten die Vertragspartner an der Zusammenarbeit fest. Das BSG hatte argumentiert, dass es sich nicht um eine sektorenübergreifende Versorgung handelt wie vom Gesetzgeber gefordert. Deshalb dürften dafür auch keine Mittel aus der Anschubfinanzierung fließen. Details der künftigen Ausgestaltung des Vertrags werden zurzeit zwischen Barmer, Hausärzteverband und Apothekerverband ausgehandelt (wir berichteten).

Apotheker und Hausärzte tauschen sich stärker aus

"Im Sinne der Patienten ist es zu einem wirklichen Zusammenspiel der beiden Berufsgruppen gekommen", sagt Fischer. Das zeige sich beim direkten Austausch beider Seiten, wenn es um mögliche Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln geht, die ein Patient einnehmen soll. In solchen Fällen sieht der Vertrag vor, dass der Apotheker Rücksprache mit dem Hausarzt hält. Im vergangenen Jahr haben die Apotheker etwa 39 000 solcher Gespräche dokumentiert.

"Wie die Zusammenarbeit funktioniert, hängt stark von der Situation und den handelnden Personen ab." Dr. Dirk Mecking Chef des nordrheinischen Hausärzteverbands

Zumindest zu Beginn der Kooperation seien manche Apotheker dabei allerdings über das Ziel hinaus geschossen und hätten viele Verordnungen beim Hausarzt hinterfragt, berichtet der Duisburger Allgemeinmediziner Dr. Dirk Mecking, Vorsitzender des nordrheinischen Hausärzteverbands. "Das hat sich aber nach einigen Monaten eingespielt."

Rückmeldungen verbessern die Arzneimitteltherapie

Grundsätzlich sei mit dem Vertrag die Bereitschaft gestiegen, das Gespräch mit der jeweils anderen Berufsgruppe zu suchen, berichtet Mecking. "Wie die Zusammenarbeit konkret funktioniert, hängt dabei stark von der Situation und den handelnden Personen vor Ort ab", sagt er. "Die Rückmeldung bei Wechselwirkungen ist sehr hilfreich in Bezug auf die Optimierung der Arzneimitteltherapie", sagt auch Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein. Er hält den Barmer-Hausarztvertrag für vorbildlich. "Es ist weltweit der einzige Vertrag, in dem Ärzte und Apotheker strukturiert zusammenarbeiten", betont er.

Gerade angesichts der knapper werdenden Ressourcen im Gesundheitswesen werde das abgestimmte Zusammenspiel beider Berufsgruppen immer wichtiger. "Die Felder müssen so abgesteckt werden, dass jeder seinen Bereich optimal ausfüllen kann." Der Hausarztvertrag der Barmer zeige, dass dies möglich ist.

Wie gut sich die Zusammenarbeit etabliert hat, zeigt sich für die Barmer auch an anderer Stelle. Wenn es in den Apotheken jetzt einzelne Aktionen zum Blutdruckmessen gibt, bleiben Proteste der Ärzteschaft aus.

Lesen Sie dazu auch: Barmer-Hausarztvertrag hat den Dialog mit Apothekern forciert

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