Bekämpfung von Resistenzen
Antibiotika-Einsatz bei Nutztieren in der EU geht zurück
Die Europäische Kommission hat den aktuellen Fortschrittsbericht zum „Action Plan“ gegen Antibiotikaresistenzen vorgelegt. Der zeigt: Es gibt Bewegung, aber auch noch einiges zu tun.
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Bis 2030 will die EU den Anteil der mikrobiellen Mittel bei Nutztieren und in der Aquakultur um 50 Prozent reduziert sehen.
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Brüssel. Das Ziel ist ehrgeizig: Bis 2030 soll der Anteil der mikrobiellen Mittel bei Nutztieren und in der Aquakultur um 50 Prozent reduziert werden. Am Dienstag meldete die Europäische Kommission in einem neuen Fortschrittsbericht sichtbare Erfolge. „Wir sind ein gutes Stück vorangekommen“, heißt es in dem Papier. Die EU-Verordnungen zu Tierarzneimitteln und zu Medizinalfuttermitteln seien eine „geeignete Grundlage“, um den Gesamtumsatz zu senken.
Dass es tatsächlich Bewegung gibt, hatten die Europäische Lebensmittelagentur (EFSA), die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) sowie das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in einem gemeinsamen Papier bereits Ende Juni bestätigt. Darin ist von einem „erheblichen Rückgang des Antibiotika-Einsatzes bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren“ die Rede.
Aktionspläne teils umgesetzt
Zahlreiche Mitgliedstaaten der Union, darunter auch Deutschland, hätten inzwischen nationale Aktionspläne verabschiedet und teilweise auch bereits umgesetzt. Als Beispiel wurde der Einsatz einer als Polymyxine bezeichneten Arzneimittelklasse zitiert, zu der unter anderem Colistin gehört.
Dessen Einsatz konnte zwischen 2016 und 2018 nahezu halbiert werden. Dies sei vor allem deswegen wichtig, weil Polymyxine auch in Krankenhäusern zur Behandlung von Patienten eingesetzt werden, die eine multiresistente bakterielle Infektion haben.
In Brüssel werden die Fortschritte dem sogenannten „One Health“-Ansatz zugeschrieben, den EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides seit ihrer Amtsübernahme im Dezember 2019 verfolge. Im Wesentlichen geht es dabei um drei Säulen. Zum einen soll die EU zu einer Best-Practice-Region entwickelt werden.
Zum anderen sollen Forschung, Entwicklung und Innovation gefördert werden, wozu entsprechende Mittel aus den diversen Etats der Union eingesetzt werden können. Und zum Dritten will man in Brüssel die eigenen Ergebnisse nutzen, um eine globale Agenda voranzubringen.
Noch einiges zu tun
Dabei hat die Gemeinschaft laut dem am Dienstag vorgelegten Bericht selbst noch einiges zu tun. Das Bild variiere je nach Land und Arzneimittelklasse weiter erheblich. So wurden jetzt Zusammenhänge zwischen der Verwendung von Antibiotika bei Tieren und Antibiotikaresistenzen in Bakterien von zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren aufgezeigt, welche wiederum mit Antibiotikaresistenzen bei Bakterien von Menschen assoziiert sind.
Ein Beispiel sind demnach die Campylobacter-Bakterien, die in den Tieren vorkommen und beim Menschen lebensmittelbedingt Infektionen verursachen. Die EFSA zitiert in ihren Dokumenten Fachleute, die einen Zusammenhang zwischen Resistenzen in diesen Bakterien bei Tieren und Resistenzen in denselben Bakterien bei Menschen fanden.
Wissenschaftliches Gutachten erwartet
Zu den nächsten Schritten gehört ein wissenschaftliches Gutachten, das auf Drängen des ANIT-Ausschusses des EU-Parlamentes in Auftrag gegeben wurde. Das Gremium untersucht mutmaßliche Verstöße gegen die Anwendung von EU-Rechtsvorschriften zum Schutz von Tieren beim Transport und damit verbundenen Vorgängen in und außerhalb der EU.
Im Mittelpunkt des Gutachtens dabei die Übertragbarkeit von Antibiotikaresistenzen (mit Verbindung zum Tierschutz) und Zoonose-Erregern beim Tiertransport. Die Europäische Kommission selbst hat angekündigt, einen weiteren Fortschrittsbericht bis Ende des Jahres vorzulegen.