Ebola

Auch in Deutschland bleibt viel zu tun

Ebola ist zwar nicht direkt eine Bedrohung für Deutschland - aber die jüngste Epidemie hat auch hierzulande Schwächen in der Vorbereitung ans Licht gebracht. Das wurde beim Ärztetag deutlich.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Tankred Stöbe von Ärzte ohne Grenzen spricht von völligem Unverständnis für die Ebola-Epidemie.

Tankred Stöbe von Ärzte ohne Grenzen spricht von völligem Unverständnis für die Ebola-Epidemie.

© Archivbild K leinschmidt / dpa

FRANKFURT/MAIN. Ebola ist keine Bedrohung für Deutschland, denn Ärzte sind hierzulande mit sieben Zentren und Sonderisolierungsstationen bestens auf solche Patienten vorbereitet, sagte Professor René Gottschalk, Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, am Mittwoch beim Ärztetag.

Dennoch bleibt auch in Deutschland viel zu tun. "Erschüttert" zeigte sich Gottschalk über die Furcht des medizinischen Personals vor Ansteckung. Hier gebe es nach wie vor einen erheblichen Informationsbedarf bei Ärzten und bei Kliniken.

Auch sei das Personal hierzulande oftmals nicht geschult im Umgang mit Schutzkleidung, resümierte Gottschalk. Das virale hämorrhagische Fieber werde durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen, nicht aber über die Luft, erinnerte er.

1,3 Millionen Euro für einen Patienten

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Der Aufwand für die drei in Deutschland behandelten Ebola-Patienten ist enorm gewesen und hätten in einem Fall 1,3 Millionen Euro betragen, 16 Ärzte und Pfleger stünden dabei rund um die Uhr für die Versorgung eines Patienten zur Verfügung.

Im Vergleich dazu berichtete Dr. Tankred Stöbe, Vorsitzender von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, aus einer anderen Welt: Man habe anfangs gedacht, der Ebola-Ausbruch in Westafrika lasse sich regional eingrenzen - das war leider falsch, so Stöbe. Insgesamt hat es in Westafrika bisher 26.393 Ebola-Fälle mit bislang 11.005 Toten gegeben.

Stöbe berichtete von der Arbeit in einem von "Ärzte ohne Grenzen" geleiteten Behandlungszentrum. Teilweise habe es sich um eine "Verwaltung des Sterbens" gehandelt, allein 3000 Ebola-Patienten seien in Behandlungszentren von "Ärzte ohne Grenzen" gestorben.

 Vorüber sei dieser Ausbruch noch nicht, auch wenn Liberia jüngst für Ebola-frei erklärt wurde. Die Menschen in den betroffenen Ländern hätten das Vertrauen in die kollabierten Gesundheitssysteme verloren und versteckten Kranke zu Hause, berichtete er.

Totalversagen der Gemeinschaft

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Einig waren sich Gottschalk und Stöbe, dass der Ebola-Ausbruch das politische Versagen der Weltgemeinschaft gezeigt habe. "Sie hat nicht zu spät, sie hat gar nicht regiert", lautete Gottschalks Urteil.

Der Vorsitzende von Ärzten ohne Grenzen berichtete von zwölf Gesprächen mit deutschen Regierungsvertretern im Jahr 2014 - um dann festzustellen, dass die Dimension dieser Gesundheitskatastrophe immer noch nicht verstanden worden war.

Die Herausforderungen in den betroffenen Ländern bestünden zum einen in der psychologischen Nachsorge für die Patienten, andererseits in der Rehabilitation der Gesundheitssysteme, berichtete Stöbe.

Der Ärztetag zeigte sich skeptisch zu Plänen der Bundesregierung, eine Art "Weißhelmtruppe" aufzubauen - der Begriff sei wegen der Assoziation zu bewaffneten Einsätzen fragwürdig. Stattdessen forderten die Delegierten, ein staatlich finanziertes "medizinisches Hilfswerk" einzurichten, das Soforthilfe in Krisengebieten leisten soll.

Weiterhin sollten die Zuständigkeiten in der Krisenkommunikation gestrafft werden. Wichtig sei es, Aktivitäten der Lagezentren des Bundes und der Länder sowie des RKI abzustimmen, um im Krisenfall eine "zentrale nationale Patientenverteilung vornehmen zu können".

Schließlich sprachen sich die Delegierten für bessere Freistellungsmöglichkeiten für Ärzte aus, die an freiwilligen Hilfseinsätzen im Ausland teilnehmen möchten.

Garantiert werden müssten von Arbeitgebern und globalen Hilfsorganisationen die Vorbereitung, angemessene Ausrüstung und ausreichende Versicherung von (nicht-)medizinischem Personal im Hilfseinsatz, hieß es.

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