Organspende
Benchmarks für die Sicherheit der Leberlebendspende
Die Bereitschaft gesunder Menschen, ein Leberteilstück für einen kranken zu spenden, ist wesentlich von der Komplikationsrate abhängig. Dafür gibt es nun konkrete Orientierungswerte von international führenden Zentren.
Veröffentlicht:Köln. Die Leberlebendspende ist auch über Blutgruppen-Inkompatibilitäten hinweg mit gutem Erfolg für den Empfänger möglich. Das sagte Professor Utz Settmacher, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Jena, bei der Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) in Köln. „Die sich erweiternden Möglichkeiten helfen, die Mortalität auf der Warteliste für eine Leber zu senken.“
Leberlebendspenden sind international deutlich seltener als Nierenlebendspenden. Als Grund werden die höheren Risiken gesehen. Das Letalitätsrisiko für Lebendspender ist mit geschätzten 0,2-0,5 Prozent wesentlich höher als das der Spendernephrektomie (0,1 Promille).
Während in den USA die Lebendspende von Lebern zunimmt, ist sie in Deutschland deutlich zurückgegangen: von 12,5 Prozent an allen Lebertransplantationen im Jahr 2001 (94 von insgesamt 751 transplantierten Lebern) auf einen Anteil von 6,5 Prozent im Jahr 2019 (54 von 831 Lebertransplantationen).
Maximal 60 Prozent der Spenderleber werden entfernt
Erwachsenen Patienten wird dazu meist der größere, rechtslaterale Teil der Leber übertragen, um mindestens 0,8-1,0 Prozent des Körpergewichts des Empfängers zu erzielen, maximal aber sollten 60 Prozent der Spenderleber entfernt werden.
„Der rechtslaterale Teil vergrößert sich im Empfänger innerhalb von sechs Monaten um circa das 1,7-fache“, sagte Settmacher, „die Restleber im Spender im selben Zeitraum um das 2,5-fache.“ Die Regenerationsfähigkeit sei hoch.
Die potenziellen Komplikationen aber sind der wesentliche „Flaschenhals“ für die Ausweitung der Leberlebendspende. Settmacher zufolge kann die Hemihepatektomie beim Lebendspender an erfahrenen Zentren mit guter Logistik sicher vorgenommen werden.
Daten aus zwölf Zentren liefern Benchmarks
Von zwölf weltweit führenden Zentren stammen nun Benchmarks für Komplikationen, die Orientierung für die Qualität der Behandlung sein sollten. Sie basieren auf Hemihepatektomien bei 5202 Lebendspendern. Die zu erreichenden Benchmarks lagen definitionsgemäß in der oberen 75. Perzentile der besten postoperativen Ergebnisse nach drei Monaten, also der geringsten Morbidität.
Für die Rate aller Komplikationen nach drei Monaten liegt die Benchmark demnach bei ≤ 31 Prozent: ≤23 Prozent für leichte Komplikationen und ≤ 9 Prozent für schwere. Zentren, an denen bereits mehr als 100 Hemihepatektomien bei lebenden Spendern erfolgt waren, hatten mit 10,2 Prozent eine deutlich geringere Komplikationsrate als Kliniken mit weniger Operationen (Komplikationsrate: 35,9 Prozent).
Die meisten Komplikationen entstehen durch Verletzungen der Gallengänge und durch Blutungen, aber auch durch Wundinfektionen, Abszesse oder Pleuraergüsse. Einer der 5202 Spender starb.