Die Betreuung altersverwirrter Menschen in Heimen ist aufwendig. Dafür ist ein neues Berufsbild geschaffen worden.

Von Christoph Fuhr

"Arbeitslose arbeiten mit Demenzkranken? Das kann ja wohl nicht funktionieren!": Als vor mehr als zwei Jahren erste Pläne für den Einsatz von sogenannten Betreuungsassistenten publik wurden, und dabei auch Langzeitarbeitslose in den Fokus rückten, war das Echo zunächst überaus negativ.

Dass der Handlungsbedarf in Pflegeheimen immer größer wird, weil Pflegekräfte oft nicht die Zeit für die spezielle Betreuungsbedürftigkeit von Demenzpatienten haben - das leuchtete den meisten Beobachtern durchaus ein. Gleichwohl gab es mit Blick auf das neue Berufsbild nicht nur bei Politikern, sondern auch bei Profis in Pflegeheimen sehr viel Skepsis:

Der Deutsche Pflegerat etwa warnte vor "niedrigschwelligen Personalangeboten". Für Demenzkranke sei keineswegs nur gesunder Menschenverstand, sondern hohe fachliche Kompetenz nötig.

Können Berufsfremde, womöglich sogar Arbeitslose, die nicht die geringste Erfahrung im Umgang mit Pflegebedürftigen haben, diese anspruchsvolle Betreuungsaufgabe übernehmen?

Arbeitslosigkeit ist nicht der Maßstab

Barbara Mooser, Leiterin des Altenheims Maria Ramersdorf in München, räumt ein, dass sie selbst zunächst skeptisch gewesen sei. Doch das hat sich mittlerweile geändert. "Ob ein Mensch vorher womöglich längere Zeit arbeitslos war, besagt über seine mögliche Qualifikation als Betreuungsassistent überhaupt nichts", sagt sie. Entscheidend sei: "Die Menschen müssen diese Arbeit wollen und bereit sein, sich dafür entsprechend zu qualifizieren."

Seit Sommer 2008 haben Pflegeheime die Möglichkeit, Betreuungsassistenten zu beschäftigen, die sich speziell um Demenzkranke kümmern. Rechtsgrundlage ist das Pflegeweiterentwicklungsgesetz (PfWG) Paragraf 87b SGB XI. Die Assistenten werden für etwa 25 Bewohner von den Pflegekassen über den vereinbarten Pflegesatz hinaus finanziert. Bei einer Vollzeitstelle von etwa 38 Stunden geteilt durch 25 Bewohner ergibt das eine Betreuungszeit von annähernd 1,5 Stunden wöchentlich pro Patient.

Patienten werden emotional stabilisiert

Die Assistenten sollen die Lebensqualität von Heimbewohnern verbessern, die dauerhaft erheblich in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt sind. "Sie haben die Aufgabe, Bewohner mit Demenz emotional zu stabilisieren, ihnen Ruhe und Geborgenheit zu vermitteln und Vertrauen aufzubauen", sagt Mooser. Spielen, spazieren gehen, beim Essen mit dabei sein - das sind zum Beispiel Kernaufgaben.

Für die Entscheidung, ob ein Bewohner Voraussetzungen erfüllt, die den Einsatz von Assistenten rechtfertigen, müssen die Heime umfangreiche Bewertungsbögen ausfüllen. Grünes Licht für eine Anerkennung wird von der Pflegekasse gegeben.

Betreuungsassistenten müssen eine Qualifikation im Umfang von insgesamt 240 Stunden nachweisen. Vermittelt werden unter anderem Grundkenntnisse über Demenz und über typische Alterserkrankungen wie etwa Diabetes sowie umfassendes Wissen über Pflege und Pflegedokumentation.

Reich werden kann man mit der Arbeit als Betreuungsassistent nicht. Die Pflegekasse zahlt dem Heim einen festen Satz. Die tarifliche Einstufung erfolgt auf der Basis einer angelernten Kraft, etwa 1300 bis 1700 Euro brutto werden bei einer vollen Stelle bezahlt - das hängt immer auch vom jeweiligen Bundesland und vom ortsüblichen Lohn ab.

Insgesamt sind nach BMG-Informationen rund 1200 Vollzeitstellen für die Betreuung von Demenzpatenten geschaffen worden. Experten sind sich einig: Dieses Berufsmodell hat Zukunft.

Zur Jahresendausgabe 2010 der "Ärzte Zeitung" mit allen Artikeln

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