Gesundheitswirtschaft

Boombranche Gesundheit droht der Wachstumsdeckel

Mit einer Wertschöpfung von knapp 196 Milliarden Euro macht die medizinische Versorgung knapp 53 Prozent an der gesamten Gesundheitswirtschaft aus. Schuld an den Grenzen des Wachstums: der Fachkräftemangel.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Die Daten aus der gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Bundeswirtschaftsministeriums zeigen die Bedeutung der Medizin.

Die Daten aus der gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Bundeswirtschaftsministeriums zeigen die Bedeutung der Medizin.

© ÄZ

BERLIN. Die Wertschöpfung durch die medizinische Versorgung in Deutschland ist im Vorjahr mit 4,1 Prozent erneut deutlich stärker gestiegen als die Gesamtwirtschaft (plus 2,8 Prozent). Das entspricht auch der längerfristigen Entwicklung: Seit 2007 lag das durchschnittliche jährliche Wachstum der Wertschöpfung durch medizinische Versorgung bei 4,3 Prozent.

Diese Daten aus der gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung hat das Bundeswirtschaftsministerium veröffentlicht. Es zeigt die Bedeutung der Medizin und der angrenzenden Wirtschaftszweige für Wohlfahrt, Beschäftigung im Vergleich zur Gesamtwirtschaft und zu anderen Branchen.

Das Datentableau zeigt aber auch mögliche Wachstumsgrenzen: Erstmals ist die Zahl der Beschäftigten in der medizinischen Versorgung im vergangenen Jahr nicht mehr gewachsen, sondern verharrt bei 4,8 Millionen. Seit 2007 war zuvor die Zahl um 1,1 Millionen oder jährlich um 2,5 Prozent gewachsen. Als für die Stagnation gilt der zunehmende Fachkräftemangel, insbesondere in der Pflege.

Wertmäßig bedeutendster Leistungsbereich in der medizinischen Versorgung sind Akutkrankenhäuser mit einer Wertschöpfung von 69,4 Milliarden Euro (plus 3,9 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten bleib jedoch mit rund 1,2 Millionen konstant. Das scheint auch für die Zahl der Klinikärzte zu gelten, die sich 2017 kaum noch verändert hat (177.000).

Deutlich mehr Frauen in Branche

Stark erhöht hat sich der Anteil der Frauen seit 2007 (von 29,2 auf 44,5 Prozent) und der Anteil der in Teilzeit arbeitenden Ärzte (von 14 auf 24 Prozent). Die höchste Wertschöpfung in der ambulanten medizinischen Versorgung erzielen niedergelassene Ärzte mit 45,9 Milliarden Euro (plus 3,1 Prozent).

Das Wachstum 2018 liegt leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Insgesamt beschäftigen Ärzte 736.000 Mitarbeiter(innen), ein Zuwachs von 1,7 Prozent. Bei Zahnärzten erreichte die Wertschöpfung 19 Milliarden Euro (plus 3,3 Prozent), in ihren Praxen waren 376.000 Mitarbeiter(innen) beschäftigt.

Am dynamischsten entwickelt sich – aufgrund der demografischen Veränderungen und aufgrund gesetzlicher Leistungsverbesserungen – der Pflegebereich: Nach einem Wachstumssprung 2017 hat sich die Wertschöpfung im vergangenen Jahr abermals sieben Prozent auf 42,7 Milliarden Euro erhöht. Fast 57 Prozent entfallen auf die ambulante Pflege. Die Zahl der Mitarbeiter ist allerdings mit 1,8 Millionen konstant geblieben.

12% Anteil an Bruttowertschöpfung

Welche Bedeutung die Gesundheitswirtschaft für Wohlstand und Beschäftigung – vor allem auch regional – haben kann, zeigt die seit 2018 etablierte Länderanalyse. Im Bundesdurchschnitt hat die Gesundheitswirtschaft einen Anteil von zwölf Prozent an der Bruttowertschöpfung.

In den wirtschaftsschwächeren Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt ist ihr Gewicht mit 15 und 14 Prozent deutlich größer. Im nordöstlichsten Bundesland arbeitet jeder fünfte Beschäftigte in der Gesundheitswirtschaft, vornehmlich im personalintensiven Dienstleistungsbereich.

Ganz anders hingegen im Südwesten: In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen trägt die Gesundheitswirtschaft (leicht) überdurchschnittlich zur Gesamtwirtschaftsleistung bei. Aufgrund ihrer starken Pharma-Standorte erreicht die industrielle Gesundheitswirtschaft Anteile zwischen 30,7 und 32,8 Prozent an der Wertschöpfung der gesamten Gesundheitsbranche.

Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung

  • Die Gesamtrechnung wird auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes erhoben. Ziel ist die Gewinnung von Aussagen über Wertschöpfung, Beschäftigung und Ausstrahlungseffekte auf andere Branchen zu gewinnen.
  • Die Bruttowertschöpfung der gesamten Gesundheitswirtschaft lag 2018 bei 370 Milliarden Euro. Mit jedem in der Gesundheitswirtschaft produzierten Euro entstehen 81 Prozent zusätzliche Wertschöpfung in der Gesamtwirtschaft.

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