KV schreibt Rundbrief

Bremens Ärzte schludern bei der Kodierung

Veröffentlicht:

Schlechte Kodierung kostet Geld: Mit einem Rundbrief ruft die KV Bremen ihre Ärzte auf, die Diagnosen zu prüfen.

BREMEN. Im Dezember 2012 dürften die Bremer Ärzte einigermaßen gestaunt haben: Sie lagen mit ihrer Steigerungsrate bei der Kodierungsdichte nach den Zahlen vom Institut des Bewertungsausschusses deutlich hinter dem Bundesschnitt zurück - auf dem drittletzten Platz aller KV-Bereiche.

Die Kodierungsdichte ist in Bremen im Jahr 2009 zu 2010 nur um 0,64 Prozent gestiegen. Diese so genannte "Morbiditätsquote" liegt in anderen KV-Bereichen deutlich höher.

Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt mit einer Morbi-Quote von 2,69 Prozent und Thüringen mit 1,81 Prozent. Der Bundesschnitt lag bei rund einem Prozent, hieß es seinerzeit im Landesrundschreiben der KV Bremen.

Da nicht anzunehmen sei, dass die Patienten an der Weser gesünder seien als die in ganz Deutschland, bleibe "als einziges Erklärmuster nur ein gewisses Undercoding", hieß es.

Weniger ICD-10-Codes bei Volkskrankheiten

Die KVHB hat Kassendaten ausgewertet und festgestellt, dass Bremer Ärzte bei Volkskrankheiten in der Tat weniger ICD-10-Codes aufschreiben als die Ärzte im Bundesgebiet im Durchschnitt.

"Besonders frappierend ist dies bei Hypertensiven Herzerkrankungen mit und ohne Insuffizienzen", so das Rundschreiben.

"Hier gibt es gemessen an der Häufigkeit je 1000 Versichertenjahre 52 Prozent weniger ICD-10-Codes." Auch wurden im gleichen Zeitraum rund 20 Prozent weniger Diabetes-Erkrankungen kodiert.

Da mit der Kodierung die Morbidität in einem KV-Bereich gemessen und die Morbidität ihrerseits Grundlage für die Honorarverhandlungen für das Folgejahr darstellt, ist Undercoding fatal.

In Zahlen: "Wir rechnen mit rund einer Million Euro Verlust im Jahr wegen Undercodings", sagt Bremens KV-Sprecher Christoph Fox.

Großer Rücklauf aus der Ärzteschaft

Die KVHB reagierte und startete im Rundschreiben eine Serie zur korrekten und vollständigen Kodierung. Außerdem schrieb die KV die Ärzte an mit der Bitte um Diagnoseprüfung.

"92 Prozent haben geantwortet", sagt Fox, "das ist ein sehr guter Schnitt. Die Ärzte schätzen inzwischen, dass wir über die Kodierung mehr Geld nach Bremen holen wollen."

Im September wird das Institut des Bewertungsausschusses die neuen Zahlen und damit die Verhandlungsgrundlage für 2014 präsentieren.

Nun hofft die Kassenärztliche Vereinigung Bremen, dass "sich die Bremer Quote im Vergleich zur letztjährigen Zahl erhöht", wie es hieß. (cben)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen