Neue Streikwelle im NHS

Britische Krankenhausärzte treten wieder in den Ausstand

Bei den neuen Streiks koordinieren sich verschiedene Ärztegruppen und erhöhen damit den Druck auf den Gesundheitsminister. Doch der will aktuell nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren.

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Krankenhausärzte demonstrieren am Dienstag vor dem  University College Hospital in London.

Krankenhausärzte demonstrieren am Dienstag vor dem University College Hospital in London.

© Tayfun Salci/ZUMAPRESS.com/picture alliance

London. In Großbritannien streiken seit dem frühen Dienstagmorgen die Klinikärzte – wieder einmal. Wie schon bei den vorherigen Arbeitsniederlegungen, geht es auch bei der neuen Streikrunde um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Der Streik soll zwei Tage dauern und stellt eine deutliche Eskalation in dem seit Monaten schwelenden Tarifkonflikt mit dem Gesundheitsministerium dar.

Seit Monaten ringen ärztliche Berufsverbände, darunter auch der größte britische Ärztebund British Medical Association (BMA), mit der Regierung. Mehrfach gab es in den vergangenen Monaten landesweite Ärztestreiks. Neu ist diesmal, dass außer den ranghöheren Klinikärzten („Consultants“) von Mittwoch an zusätzlich auch der ärztliche Nachwuchs die Arbeit niederlegen wird.

Somit sind die Streiks zwischen unterschiedlichen Ärztegruppen landesweit koordiniert. Das geschieht laut BMA nicht zuletzt deshalb, weil sich das Gesundheitsministerium wenig kompromissbereit gezeigt habe und die Ärzteschaft den Druck auf das Ministerium erhöhen möchte. Die Ärzteschaft fordert bis zu 35 Prozent mehr Lohn. Das wird damit begründet, dass die ärztlichen Einkommen seit Jahren inflationsbereinigt sinken – laut BMA seit 2010 um mehr als 17 Prozent.

35 Prozent mehr Gehalt gefordert – acht Prozent mehr geboten

Gesundheitsminister Steven Barclays bot der Ärzteschaft zuletzt Einkommensverbesserungen zwischen 6 und 8,8 Prozent an. Das wurde mehrfach abgelehnt, die Verhandlungen sind festgefahren. Derzeit weigert sich Barclays, zurück an den Verhandlungstisch zu kommen.

Als Folge der anhaltenden Ärztestreiks wurden im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) seit Dezember 2022 mehr als eine Million Operationen und fachärztliche Konsultationen abgesagt. Im NHS warten derzeit rund sieben Millionen Patientinnen und Patienten auf einen OP-Termin oder auf eine andere fachärztliche Behandlung. Das ist ein neuer Rekord in der britischen Nachkriegsgeschichte.

Obwohl die Ärztestreiks unweigerlich zu noch längeren Wartezeiten im stationären NHS-Sektor führen werden, steht die Mehrheit der Briten hinter den streikenden Medizinern. Laut Meinungsinstitut YouGov unterstützen 56 Prozent der Briten die Forderungen der streikenden Nachwuchsärzte. (ast)

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