Diabetes-Gesellschaft

DDG will starke Anreize für Prävention

Für gesunde Lebensmittel soll keine Mehrwertsteuer mehr erhoben werden, für ungesunde der volle Satz, fordern Diabetes-Experten.

Veröffentlicht:

BERLIN. Weil die Zahl der Diabetes-Patienten trotz vieler Aufklärungskampagnen zur Bedeutung von Bewegung und Ernährung für das Erkrankungsrisiko steigt, fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) handfeste Anreize für einen gesunden Lebenswandel. "Man könnte die Mehrwertsteuer bei gesunden Lebensmitteln auf null senken und bei ungesunden Nahrungsmitteln die vollen 19 Prozent ansetzen", sagte DDG-Geschäftsführer Dr. Dietrich Garlichs am Mittwoch in Berlin. Garlichs sprach in diesem Zusammenhang von einer "Zucker-Fett-Salz-Steuer". Erfahrungen aus der Vergangenheit mit der Besteuerung von alkoholhaltigen Limonaden, sogenannten Alkopops, sowie von Tabak sieht er als Beleg für das Erfolgspotenzial einer Verhaltenssteuerung über den Preis.

Folgen für den Nachwuchs

Neue Forschungen unterstreichen die Bedeutung von Prävention, denn ein ungesunder Lebensstil kann auch das Risiko des Nachwuchses erhöhen, krank zu werden. Das berichtete Professorin Annette Schürmann, DDG-Vorstandsmitglied und Sprecherin des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). "Unsere Forschungen zeigen: Der Lebensstil hat Folgen für die genetische Disposition", sagte sie. "Wir sprechen hier vom jungen Feld der Epigenetik." Versuche mit Mäusen zeigten, dass ein ungesundes Ess- und Bewegungsverhalten Einfluss darauf hat, ob ein bestimmtes Gen mehr oder weniger aktiv ist, erklärte Schürmann. Eine solche Veränderung könne auch das Erkrankungsrisiko des Nachwuchses erhöhen. "Auch bei Menschen, die unter einer Leberverfettung leiden, haben wir in Kooperation mit unseren DZD-Partnern solche Markierungen am Erbgut nachweisen können", sagte sie. "Der Vorteil ist hier, dass sich einige der Veränderungen sogar in Blutzellen wiederfinden, sodass diese zukünftig als diagnostische oder prognostische Marker verwendet werden könnten."

Mehr Geld für Gespräche

Wegen der entscheidenden Bedeutung des Patientengesprächs für eine erfolgreiche Therapie von Diabetes forderte DDG-Präsident Professor Baptist Gallwitz eine bessere Vergütung der sogenannten sprechenden Medizin. Eine erfolgreiche Therapie hänge nicht zuletzt vom individuellen Verhalten der Patienten im Alltag ab, sagte er. "Deshalb ist es wichtig, dem Patienten die richtigen Kenntnisse zu vermitteln", warb er. "Für das Gespräch sollte eine halbe Stunde ein Muss sein." Gallwitz forderte außerdem mehr Lehrstühle für Diabetologie und eine stärkere Verankerung der Vermittlung kommunikativer Fähigkeiten in der Ausbildung. (tau)

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!