Beteiligung von Patientinnen

Erkrankte empfinden Teilnahme an Tumorkonferenzen als positiv

In Tumorkonferenzen wird viel über die Erkrankung gesprochen – aber selten mit den Erkrankten. Ob die Patienten aber davon profitieren in der Spezialistenrunde dabei zu sein, hat eine Studie untersucht.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Konsil im Centrum für integrierte Onkologie an der Universitäts-Klinik in Köln vor einem Röntgenbild über die Diagnose. Oliver Berg / dpa (Archivfoto)

Konsil im Centrum für integrierte Onkologie an der Universitäts-Klinik in Köln vor einem Röntgenbild über die Diagnose. Oliver Berg / dpa (Archivfoto)

© picture-alliance/ dpa/dpaweb

Oldenburg/Bonn. Sollten Patienten an Tumorkonferenzen teilnehmen? Und welchen Nutzen bringt ihnen die Teilnahme an den Sitzungen, in denen Ärztinnen und Ärzte aus unterschiedlichen Fachdisziplinen über die komplexen Krebserkrankungen sprechen?

Diese Fragen sind weitgehend unerforscht: „Ob Patientinnen und Patienten wirklich davon profitieren, wenn sie bei den oft sehr fachlichen Diskussionen dabei sind, ist bisher umstritten – und leider wenig untersucht“, sagt die Oldenburger Versorgungsforscherin Professor Lena Ansmann. Sie ist Erstautorin einer Studie, die jüngst im Journal „Cancer Medicine“ veröffentlicht wurde (DOI: 10.1002/cam4.4213) und diesen Fragestellungen bei Patientinnen mit Brustkrebs oder einem gynäkologischen Tumor nachgegangen ist. Beteiligt war ein Forschungsteam der Universität Oldenburg sowie der Unikliniken Bonn und Köln, gefördert von der Deutschen Krebshilfe.

Gesprächsbeteiligung uneinheitlich

Die meisten Befragten empfanden demnach die Teilnahme als positiv, teilte die Uni Bonn mit. Auch wenn sich laut den Erkenntnissen die Teilnahme sehr unterschiedlich darstellt: Manche Kliniken ließen die Patientinnen an der gesamten Konferenz teilnehmen. Andere hielten die eigentliche Konferenz ohne die Erkrankten ab, ließen sie aber anschließend an einer kleineren Runde teilhaben, die etwa über Therapieempfehlungen informierte.

Bisher böten nur wenige Brust- und Gynäkologische Zentren in Deutschland die Teilnahme an den Konferenzen an, schreiben die Autoren. Denn auch wenn der größte Teil aller Brustkrebspatientinnen in Deutschland derzeit an zertifizierten Krebszentren behandelt wird – Tumorkonferenzen seien hier zwar vorgeschrieben, eine Beteiligung der Betroffenen allerdings nicht.

„Aus vorangegangenen Studien wissen wir, dass etwa fünf bis sieben Prozent der Erkrankten schon einmal an einer Tumorkonferenz teilgenommen haben“, sagte Ansmann. „Soweit wir wissen, ist unsere Studie eine der ersten größeren Untersuchungen zu diesem Thema“, so Co-Autorin Professor Nicole Ernstmann von der Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und vom Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn. Die Erkenntnisse sollen helfen, Empfehlungen für Kliniken zu entwickeln, die Betroffene in Tumorkonferenzen einbinden möchten.

Eher passive Rolle

Die Befragungen zeigten, dass die Erkrankten eine eher passive Rolle in den Konferenzen spielten. Nur 61 Prozent berichteten, an der Entscheidung zur Therapie beteiligt worden zu sein. Insgesamt nahmen die meisten Patientinnen den Angaben zufolge die Konferenzen als eher positiv wahr, empfanden sie etwa als informativ und empfahlen die Teilnahme weiter. Einige Betroffene berichteten allerdings, dass die Konferenzen bei ihnen Angst und Verunsicherung ausgelöst haben – ein Umstand, den künftige Untersuchungen stärker in den Blick nehmen müssten, betonte Ansmann.

Befragt hat das Forschungsteam 87 Patientinnen mit Brustkrebs oder einem gynäkologischen Tumor vor und direkt nach ihrer Teilnahme an einer Tumorkonferenz sowie vier Wochen später. Zum Vergleich befragten sie 155 Erkrankte, die nicht an der sie betreffenden Tumorkonferenz teilnahmen. Außerdem beobachtete das Team insgesamt 317 Fallbesprechungen in Tumorkonferenzen, entweder direkt sowie mithilfe von Video- und Tonaufzeichnungen. An 95 dieser Fallbesprechungen waren Betroffene beteiligt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

KV-Vergleich

RSV-Impfung: Bayern honoriert am besten

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studiendesign der prospektiven, internationalen, multizentrischen, einarmigen Zusatzkohorte zur HD21-Studie mit Patientinnen und Patienten älter als 60 Jahre

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Fortgeschrittenes Hodgkin-Lymphom

BrECADD seit Juni 2025 zugelassen: geeignete Behandlungsoption auch für ältere Erkrankte

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Abb. 1: Behandlungsalgorithmus der aktualisierten S3-Leitlinie für das SCLC im Stadium T3−4 und/oder N2−3, M0 („Limited Disease“, LD)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Kleinzelliges Lungenkarzinom im Stadium Limited Disease (LD-SCLC)

Neuer Standard: Durvalumab beim LD-SCLC in S3-Leitlinie empfohlen

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Warum wird in Deutschland besonders viel operiert, Prof. Tauber und Herr von Hummel?

Lesetipps
Eine Frau hat Schwierigkeiten, ihre Jeans zu schließen, nachdem sie zugenommen hat.

© Alfonso Soler / stock.adobe.com

Adipositas-Medikamente

Rascher Gewichtsanstieg nach Absetzen von Semaglutid & Co.

Ein Wegweiser-Schild

© PX Media / stock.adobe.com

Antidiabetika

Diabetes-Medikation: Welches Inkretin-Mimetikum ist das richtige?