Kritik an Gesetzesplänen

Fischbach warnt vor Normalisierung von Cannabis-Konsum

Kinder- und Jugendärzte stehen der geplanten Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken weiter ablehnend gegenüber. Zuspruch äußert dagegen der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit.

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Kein Freund der geplanten Cannabis-Legalisierung: Dr. Thomas Fischbach, Präsident der Kinder- und Jugendärzte.

Kein Freund der geplanten Cannabis-Legalisierung: Dr. Thomas Fischbach, Präsident der Kinder- und Jugendärzte.

© Marc-Steffen Unger

Berlin. Die geplante Legalisierung von Cannabis in Deutschland bewegt weiterhin die Gemüter. Pädiater warnten am Dienstag vor dem Schritt. Der Chef des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, sagte der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf, er rechne „leider“ mit einer Normalisierung des Cannabis-Konsums.

Junge Erwachsene würden „sehr einfach an Cannabis kommen und es zu Hause sogar anbauen können“, so Fischbach. Er gehe „fest“ davon aus, dass Cannabis dann auch an Minderjährige weitergeben werde, so wie es jetzt bereits mit Alkohol geschehe.

Dass die Polizei den Anbau von Cannabis und den Verkauf „unter der Hand“ im Griff haben würden, sei unrealistisch. „Die Regelungen werden komplizierter und damit wohl auch schwieriger zu kontrollieren“, warnte der Solinger Kinder- und Jugendarzt.

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Ampel soll ihre Pläne zur Cannabis-Legalisierung überdenken

Die Ampel-Fraktionen sollten daher noch einmal darüber nachdenken, die Cannabis-Legalisierung zunächst an ein oder zwei Orten in Deutschland „versuchsweise“ einzuführen, schlägt Fischbach vor. Gehe dabei etwas schief und es ergäben sich nicht die gewünschten Effekte zur Eindämmung des Schwarzmarktes, könne das „Projekt Legalisierung“ schnell wieder eingestampft werden.

Der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik (akzept) sprach mit Blick auf die geplante Cannabis-Freigabe dagegen von einem „wichtigen Schritt hin zu einer neuen, gesundheitsorientierten Drogenpolitik“. Trotz des bestehenden Verbots steige der Cannabis-Konsum – „auch unter jungen Menschen“, gibt der Verband um den Frankfurter Suchtforscher Professor Heino Stöver zu bedenken.

„Qualität des Cannabis lässt sich kontrollieren“

Illegales Cannabis sei oft mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden: „Der THC-Gehalt ist unbekannt und es können giftige Beimengungen und Verunreinigungen enthalten sein.“ Cannabisblüten würden synthetische Cannabinoide zugesetzt. Die Ampel-Pläne schafften die Möglichkeit, „die Qualität des Cannabis zu kontrollieren“. Die Verbreitung verunreinigter Substanzen lasse sich besser verhindern, schreibt der Verband.

Das vorgesehene Abstandsgebot für Cannabis-Vereine von 200 Metern um Schulen, Spielplätze und Kinder- und Jugendeinrichtungen sei allerdings „realitätsfern“ und gehöre deutlich reduziert. Dasselbe gelte für die geplanten Auflagen für die Anbauvereinigungen wie etwa Dokumentations- und Berichtspflichten. Je höher die Hürden für die Vereine und ihre Mitglieder lägen, „desto eher werden Konsumierende weiter den Schwarzmarkt nutzen müssen“.

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Der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingebrachte Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, dass der Besitz und der private Anbau von Cannabis für Erwachsene ab 18 Jahren legal sein sollen. In speziellen Vereinen sollen Mitglieder Pflanzen gemeinschaftlich anbauen und die Droge gegenseitig abgeben dürfen. (hom)

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Kommentare
Dr. Detlef Bunk 23.08.202310:42 Uhr

Der Wahn, eine dritte Volksdroge zu erlauben und zu akzeptieren - was viel schlimmer und bedenklicher für Moral und Ethik unseres gesellschaftlichen Wertesystems ist - nimmt kein Ende. Wann wird die "Cannabis-Debatte" für Heroin als vierte Volksdroge geführt, die ja keine somatischen Schäden hinterlässt? Die Psychiatrien im Erwachsenen- und Kinder-/ Jugendlichenbereich werden demnächst Hochkonjunktur haben - wie ja die aktuellen Erfahrungen aus den USA mit sprunghaft angestiegenem Bedarf an Behandlungsplätzen zeigen. Bereitet euch mal schon auf die Einrichtung neuer Kliniken und Verwahrstationen vor, wie bis in die 70er in Ochsenzoll existent. Da die Drogenidiotie in Deutschland kein Ende nimmt, sollte als Abhilfe zur Finanzierung jeder, der "legal" Drogen kauft und konsumiert, den Abschluss einer Drogenfolgeerkrankungsversicherung (DFKV) vorweisen. Das müsste das BMG mal diskutieren.
Dr. phil. Detlef Bunk, psychol. Psychotherapeut (PP)

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