Protest gegen Notdienstreform

Französische Hausärzte im Samstagsstreik

In Frankreich soll der Notdienst reformiert werden. Das finden Ärzte und Patienten gut, gestritten wird mit der Regierung aber über die Finanzierung.

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Paris. In Frankreich sind die Hausärzte in einen „Samstagsstreik“ getreten. Am vergangenen Samstag, dem ersten Streiktag, beteiligten sich laut französischem Hausärzteverband MG France rund die Hälfte seiner Mitglieder an der Aktion.

Sie soll auch am kommenden Samstag weitergehen und im neuen Jahr unbefristet fortgesetzt werden.

Hintergrund der Aktion ist eine Neuordnung des Notfalldienstes. Gesundheitsministerin Dr. Agnes Buzyn hatte bereits vor einigen Monaten angekündigt, die ständig überfüllten Krankenhausnotaufnahmen entlasten zu wollen.

Dafür sollen auf lokaler Ebene Leitstellen eingerichtet werden, die unter der 116 117 rund um die Uhr zu erreichen sind. Sie sollen jedem Patienten einen Termin beim Hausarzt vermitteln können, gleich ob der eigene Hausarzt nicht erreichbar ist oder ob der Patient bislang noch gar keinen Hausarzt hatte.

Finanzierung nicht gesichert

Ärzte sollen sich bei der Leitstelle melden, wenn sie wochentags freie Termine haben. Die Leitstelle soll ihnen dann Patienten schicken, die am selben Tag einen Arzt aufsuchen wollen. Die zur Zeit bestehenden ambulanten Not- und Bereitschaftsdienste müssen lediglich samstagsnachmittags, sonn- und feiertags sowie in der Nacht erreichbar sein.

Strittig zwischen Regierung und Hausärzteverband ist die bislang noch nicht gesicherte Finanzierung der neu zu schaffenden Leitstellen. Selbst niedergelassene Ärzte, die sich für das neue Modell stark gemacht haben, wollen sich nicht an der Finanzierung beteiligen.

Das Modell wird bereits seit einiger Zeit in mehreren Regionen getestet, zum Beispiel rund um Straßburg. Ärzte und Patienten sind bislang sehr zufrieden. Nur die ungesicherte Finanzierung steht einer landesweiten Ausdehnung bislang entgegen.

Vor dem ersten „Streiksamstag“ wurden die Patienten frühzeitig informiert. Patienten, die trotzdem in die Praxis kamen oder anriefen, wurden gebeten, einen anderen Arzt aufzusuchen oder sich am Nachmittag beim ambulanten Notdienst zu melden.

Dafür müssen französische Patienten aber eine Pauschale von 50 statt 25 Euro bezahlen, die ein Arztbesuch während der normalen Praxisöffnungszeiten kostet. Die Pauschale wird allerdings von der Krankenversicherung erstattet. (DDB)

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