Arzt, Autor und Wissenschaftler

Nachruf auf Fritz Beske

Im Alter von 97 Jahren ist Professor Dr. Fritz Beske gestorben. Der renommierte Gesundheitswissenschaftler war über Jahre der „Ärzte Zeitung“ eng verbunden.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Neu-Isenburg. Fritz Beske ist tot. Wie erst heute (6. April) bekannt wurde, ist Professor Dr. Fritz Beske im Alter von 97 Jahren Ende März gestorben.

Bis vor wenigen Jahren hat der promovierte Arzt, Master of Public Health, ehemalige Staatssekretär, Institutsgründer und Autor in einer Vielzahl gesundheitspolitischer Beiträge immer wieder den Finger in die Wunde gelegt.

Wenn er etwa vor einer Überforderung der Gesetzlichen Krankenversicherung durch versicherungsfremde Leistungen warnte, den dramatischen Wandel in der Krankenhausversorgung beschrieb oder schon früh darauf hinwies, dass es in Zukunft schwierig sein dürfte, die wohnortnahe hausärztliche Versorgung sicherzustellen.

Professor Fritz Beske starb im Alter von 97 Jahren.

Professor Fritz Beske starb im Alter von 97 Jahren.

© IGSF

Verbindlich und zutiefst aufrichtig

Fritz Beske tat das nicht nur in seiner viel beachteten Schriftenreihe des „Instituts für Gesundheits-System-Forschung Kiel“ (IGSF), sondern auch in vielfältiger Weise exklusiv für die „Ärzte Zeitung“. Dabei war der Mensch Beske immer fokussiert – in der Sache verbindlich, im Umgang stets korrekt und zutiefst aufrichtig.

Das hat ihn auch zu einem ganz besonderen Gastautor für uns gemacht. In den vielen Jahren der engen Zusammenarbeit hat sich Fritz Beske auch mit unserer Kritik auseinandergesetzt und dabei stets die Meinung Andersdenkender akzeptiert. Viele seiner Analysen sorgten immer wieder in der Öffentlichkeit für Zündstoff und kontroverse Diskussionen. In diesen Jahren galt die klare Maßgabe: An den Gutachten von Beske kommt keiner vorbei!

Fritz Beske, Jahrgang 1922, wurde als Sohn des Praktischen Arztes Fritz und dessen Ehefrau Klara in Wollin in Pommern geboren. Während des Krieges war er bei der Kriegsmarine eingesetzt, zuletzt als U-Boot-Offizier. Direkt nach dem Krieg studierte er Medizin in Kiel.

Nach dem medizinischen Staatsexamen 1951 promovierte Fritz Beske ein Jahr später. Es folgte eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hygiene-Institut der Uni Kiel. Während seines Aufenthalts Mitte der 50er Jahre in den USA machte er dort den Abschluss Master of Public Health (MPH). Danach arbeitete er weiter am Hygiene-Institut.

Staatssekretär im Sozialministerium

1958 wurde er Referent in der Gesundheitsabteilung des Innenministeriums Schleswig-Holstein. Von 1961 bis 1964 war Fritz Beske Internationaler Beamter im Europäischen Büro der WHO in Kopenhagen. 1965 kehrt er nach Kiel zurück und übernahm die Leitung der Gesundheitsabteilung im Innenministerium.

1971 wechselte er ins Sozialministerium als Staatssekretär bis 1981. Schon 1975 gründete Fritz Beske das „Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel (IGSF) zunächst als gemeinnützige Stiftung. Stiftung und Institut wurden Anfang der 2000er Jahre voreinander getrennt.

Noch im hohen Alter war Fritz Beske ein gefragter Referent und Diskussionsteilnehmer. In den letzten Jahren litt er immer häufiger an seiner Sehschwäche. Verlässliche Unterstützerin und Partnerin an seiner Seite war seine Frau Lore, mit der er über 60 Jahre verheiratet war. Sein scharfer Verstand und sein ausgezeichnetes Gedächtnis halfen ihm dabei, auch komplexe Sachverhalte völlig frei vorzutragen.

Im Dezember 2015, wenige Tage vor seinem 93. Geburtstag trat er noch einmal in der Bundespressekonferenz auf: „Das ist wirklich mein allerletztes Buch. Aber auch das Brisanteste.“

Wir vermissen Professor Fritz Beske. Was mir persönlich bleibt, sind die unzähligen Mails – im Gedenken an einen großen Vertreter der deutschen Gesundheitswissenschaft.

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