Termin beim Facharzt

Gesundheitsökonom Beivers zur Debatte über lange Wartezeiten: Brauchen mehr valide Daten!

Ein Primärarztsystem kann ein Hebel sein, um die Nachfrage nach Terminen bei Fachärzten so zu steuern, dass diese mehr freie Slots für GKV-Patienten freischaufeln können, sagt der Gesundheitsökonom Andreas Beivers. Vor einer Sache warnt er.

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Sicher nicht bei allen Arztgruppen gleich: Gesundheitsökonom Professor Andreas Beivers hält nichts von pauschalen Aussagen beim Thema Wartezeit.

Sicher nicht bei allen Arztgruppen gleich: Gesundheitsökonom Professor Andreas Beivers hält nichts von pauschalen Aussagen beim Thema Wartezeit.

© THOMAS FRIEDL / FRIEDL PHOTOGRAPHY

Berlin/München. In der Debatte um Wartezeiten auf einen Facharzttermin warnt der Gesundheitsökonom Professor Andreas Beivers vor Pauschalisierung.

„Es gibt mit Blick auf die Länge der Wartezeiten wahrscheinlich schon einen Unterschied zwischen gesetzlich und privat Versicherten. Aber es ist sicherlich nicht bei allen Arztgruppen und auch nicht bei allen Ärztinnen und Ärzten so“, sagte Beivers der Ärzte Zeitung am Donnerstag.

Viele Praxisteams fragten bei der telefonischen Terminvergabe gar nicht danach, ob ein Patient privat oder gesetzlich krankenversichert sei, sagte Beivers, der an der Hochschule Fresenius in München lehrt.

Mitunter ein subjektiver Eindruck

Mitunter sei der Eindruck, man warte ewig auf einen Termin, ein „subjektiver“. Hier brauche es mehr „valide Studien, um zu überprüfen, ob das objektiven Tatsachen entspricht“. Bestandspatienten bekämen in der Regel „relativ rasch“ einen Termin – vor allem dann, wenn sie über schwere Schmerzen klagten. Bei Neupatienten sehe die Sache problematischer aus.

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Das geplante Primärarztsystem könne „ein Hebel“ sein. Denn darüber lasse sich die Nachfrage nach Terminen bei Fachärzten womöglich so steuern, dass diese „mehr freie Slots für GKV-Patienten freischaufeln können“, so Beivers.

24. Europäischer Gesundheitskongress München

Themen wie Primärarztsystem, Ambulantisierung und knappe Arztzeit stehen auch auf dem Programm des 24. Europäischen Gesundheitskongresses München. Der Kongress findet am 21. und 22. Oktober 2025 im Leonardo Royal Hotel Munich statt und gilt als Highlight für Fachleute und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen. Erörtert wird unter anderem, wie der interdisziplinäre Austausch über sektorale, regionale und nationale Grenzen hinweg gelingt. Die Themen reichen von Gesundheitspolitik über Digitalisierung bis hin zu neuen Versorgungsstrukturen. Dieses Jahr steht die Veranstaltung unter dem Motto „Sprunginnovationen im Gesundheitswesen: Von Rückstand zur Zukunft“. Credo der Veranstalter: „Innovationen entstehen nicht durch Abwarten, sondern durch mutige und kluge Entscheidungen.“ Zum Kongressprogramm geht es hier.

Die Terminvermittlung über die 116 117 sei ebenfalls auszubauen. „Am Ende ist eines aber auch klar: Selbst in einem perfekt organisierten Gesundheitssystem wird es zu Wartezeiten kommen“, so der Ökonom.

Werden Privatpatienten bevorzugt?

Auslöser der Debatte über Wartezeiten sind Äußerungen von VdK-Präsidentin Verena Bentele. Diese hatte niedergelassene Fachärzte kritisiert und ihnen vorgeworfen, GKV-Versicherte zu benachteiligen. Wer gesetzlich krankenversichert sei, warte deutlich länger auf einen Facharzttermin als Privatversicherte.

Der Spitzenverband der Fachärztinnen und Fachärzte (SpiFAa) hatte die Bevorzugung von Privatpatienten bei der Terminvergabe dagegen als „Märchen“ bezeichnet.

Unterdessen zeigt eine Analyse der Ärzte Zeitung: Häufig werden beim Thema Wartezeiten Äpfel mit Birnen verglichen – und nicht selten geraten im Streit darüber Fakten aus dem Blickwinkel. Hier lesen Sie die komplette Analyse. (hom)

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