H5N1-Forschung: WHO trotzt Terrorangst

Zwei brisante Studien mit Vogelgrippeviren haben für heftige Diskussionen über die Sicherheit geführt. Experten warnten gar vor Bioterrorismus. Jetzt hat die WHO entschieden - und sich weitgehend auf die Seite der Forscher geschlagen.

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Hochsicherheitslabor in Hamburg: Influenza-Forschung nur noch in solchen Einrichtungen?

Hochsicherheitslabor in Hamburg: Influenza-Forschung nur noch in solchen Einrichtungen?

© Maurizio Gambarini / dpa

GENF (nös). In der Diskussion um im Labor geschaffene tödliche Vogelgrippe-Viren hat die WHO sich jetzt für die Publikation der Ergebnisse und für weitere Forschungen ausgesprochen.

Zuvor hatten Arbeiten der Virologieprofessoren Ron Fouchier aus Rotterdam und Yoshihiro Kawaoka aus Madison im US-Bundesstaat Wisconsin in der Wissenschaftswelt für einen heftigen Streit gesorgt.

Beide hatten mit Versuchen an Frettchen H5N1-Reassortanten geschaffen, die Virulenzgene des Schweinegrippeerregers H1N1 und eine deutlich höhere Letalität aufwiesen.

Biosicherheitsexperten warnten vor Laborunfällen und Bioterrorismus. Die Rede war von sogenannten "Dual use": Attentäter könnten anhand der Studienprotokolle die Viren nachbauen und als Waffe einsetzen.

Auch die Sicherheitsstufe der Labore wurde kritisiert: Fouchier und Kawaoka arbeiten in Einrichtungen der Sicherheitsstufen BSL-3 und BSL-3+. Kritiker forderen die höchste Stufe BSL-4, die nur wenige Labore weltweit erfüllen.

Andere Wissenschaftler verwiesen hingegen auf die Notwendigkeit solcher Studien. Nur mit dem Wissen, wie die Viren Erbinformationen austauschen und somit zu neuen Stämmen führen, sei man im Kampf gegen Influenza gewappnet, lautet ihr Argument.

Nachdem der Streit Ende vergangenen Jahres hochgekocht war, empfahl das US-Beratergremium für Biosicherheit NSABB, die Studien der beiden Forschergruppen nur zensiert zu veröffentlichen.

Die Forscher und die beiden Wissenschaftsjournale Sciene und Nature stimmten zu.

Mehr Nutzen als Risiken

Aus Protest, und um eine breite Diskussion über diese Forschung anzuregen, hatten 39 Influenza-Forscher, darunter Fouchier und Kawaoka, Anfang des Jahres ein 60-tägiges Moratorium angekündigt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte kurz darauf angekündigt ein Gremium einzuberufen, dass die aufgeworfenen Fragen klären sollte.

Vergangenen Donnerstag und Freitag nun hatten die 22 Experten in Genf getagt, auch Fouchier und Kawaoka waren unter den Teilnehmern.

Nach ihrer Klausur kamen sie zu dem Schluss, dass der Nutzen die Risiken solcher Forschungen überwiegt. "Es gibt eine Präferenz für die vollständige Offenlegung der Informationen", sagte der stellvertretende WHO-Generaldirektor Dr. Keiji Fukuda in Genf.

Experten erwarten, dass bis zur Publikation noch einige Monate vergehen. Fukuda verwies zudem darauf, dass es "erhebliche Besorgnis" bei der Sicherheit gebe. Daher soll das freiwillige Moratorium der Influenzaforscher nun verlängert werden.

In dieser Zeit will das WHO-Gremium nötige Anforderungen an Labore und Forscher erarbeiten. Zudem soll eine weltweite Informationskampagne zur Influenza-Forschung aufgelegt werden.

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