G20-Gipfel in Hamburg

Hamburgs Kliniken sind gut gerüstet

Aktualisierte Notfallpläne, Doppelschichten, Vorräte von Arzneien und Blutkonserven: Die Hansestadt ist für medizinische Eventualitäten während des G20-Gipfels gewappnet.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Übung für den Schadensfall: Ehrenamtliche Helfer der Malteser bereiten sich auf den G20-Gipfel 2017 vor.

Übung für den Schadensfall: Ehrenamtliche Helfer der Malteser bereiten sich auf den G20-Gipfel 2017 vor.

© D. Bockwoldt / dpa

HAMBURG. Mit dem nahenden G20-Gipfel und den bereits seit dem Wochenende laufenden Protesten sind die medizinischen Versorgungsstrukturen in Hamburg in Alarmbereitschaft. Am Freitag und Samstag treffen sich hier die Staatsoberhäupter der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer.

Trotz bislang überwiegend friedlicher Proteste gegen das Treffen weiß niemand, was die nächsten Tage bringen werden. "Wir wissen nicht genau, was auf die Stadt bzw. die Akteure in Bezug auf die Inanspruchnahme der Krankenhäuser zukommt, wenngleich Erfahrungen aus anderen Großdemonstrationen durchaus übertragbar sind", räumt auch die Gesundheitsbehörde ein.

Besonders in den fünf Innenstadtkrankenhäusern dürfte die Anspannung inzwischen steigen. Das UKE, das katholische Marienkrankenhaus, die Asklepios Kliniken St. Georg und Altona sowie das Agaplesion Diakoniekrankenhaus sind von der Gesundheitsbehörde angehalten worden, ihr medizinisches Personal zum Gipfel deutlich aufzustocken oder in Spezialabteilungen zumindest in Rufbereitschaft zu halten. Je nach Standort könnten zusätzliche Ärzte und Pfleger im Ernstfall sonst nicht schnell genug in der Klinik sein, weil die Straßen nicht frei sind. "Es könnte möglicherweise schwieriger werden, zusätzlich benötigtes Krankenhauspersonal im Fall eines Falles kurzfristig vor Ort zu bekommen", bestätigte die Gesundheitsbehörde der "Ärzte Zeitung".

Die Asklepios Kliniken etwa ordneten eine doppelte Schichtbesetzung an, neben den beiden genannten Häusern auch für Harburg. Außerdem hat man sich an den einzelnen Standorten mit Medikamenten und Blutkonserven bevorratet, damit man nicht von einem unkalkulierbaren Transport abhängig ist. Die übrigen Kliniken in Hamburg müssen keine gesonderten Vorkehrungen treffen. Alle wurden aber von der Behörde gebeten, ihre Notfallpläne zu kontrollieren und falls nötig zu aktualisieren.

Auf ein mögliches Großschadensereignis sind die Krankenhäuser nicht erst seit G20 eingestellt. Ein Asklepios-Sprecher betont: "Wir sind immer auf Notfälle vorbereitet. Es greifen dann die üblichen Routinen." Das UKE verweist in diesem Zusammenhang auf "Alarm- und Einsatzpläne, die verschiedene Schadensszenarien umfassen". Ärzte und Pfleger führen regelmäßig Notfallübungen durch, im Sommer 2015 hatte es eine "große Vollübung" gemeinsam mit Behörden, Polizei und Feuerwehr gegeben.

Die Gesundheitsbehörde zweifelt nicht, dass die Kliniken gut vorbereitet sind, auch die Feuerwehr verweist auf ihre umfangreiche Vorbereitung und Einsatzstärke: 5200 Feuerwehrleute und Freiwillige mehrerer Hilfsorganisationen werden zum Gipfel im Einsatz sein. Insbesondere für einen Massenanfall von Verletzten haben die Hamburger vorgesorgt: mit neuen Einsatzwagen, der Dauerbereitschaft ihrer Rettungsdienst-Gerätewagen, speziellen Einsatztaschen mit Patientenanhängezetteln und Wundversorgungskits für schwere Blutungen.

Während die Krankenhäuser vorwiegend für verletzte Demonstranten, Zivilisten und für die übliche Versorgung zuständig sind, sollen verletzte Polizisten im Hamburger Bundeswehrkrankenhaus behandelt werden. Begründet wird dies mit der "hervorragenden medizinischen Versorgung" und der "guten Erreichbarkeit", aber auch mit der "speziellen Erfahrung hinsichtlich der Abrechnung der Fälle im öffentlichen Dienst". Stichwort Abrechnung: Sollten die anderen Kliniken ihr extra vorgehaltenes Personal – was alle hoffen – nicht im angeforderten Maß einsetzen müssen, wird die Stadt eine Differenz zwischen Behandlungskosten und Vorhaltekosten decken.

Im Vergleich zu den Kliniken sind die Vorkehrungen im ambulanten ärztlichen Bereich überschaubar. Der übliche Bereitschaftsdienst sieht ab 17 Uhr zwei Notfallpraxen und 13 Autos im fahrenden Notdienst vor – das wird auch zum G20-Gipfel so sein. Zusätzlich werden am Freitag schon tagsüber fünf Autos im fahrenden Dienst eingesetzt. Die bestehende Ausrüstung wird mit Augenspüllösungen aufgestockt, damit die Ärzte für Verletzungen durch Tränengas und Pfefferspray gewappnet sind.

Nicht an die Öffentlichkeit dringt, wo sich im Fall einer Gesundheitsgefährdung die Gipfelteilnehmer selbst behandeln lassen. Die großen Delegationen – allein die USA kommen mit 600 Teilnehmern – haben in aller Regel selbst medizinisches Personal dabei. Das "Hamburger Abendblatt" berichtete kürzlich, dass Secret Service und Weißes Haus vor jedem Auslandsaufenthalt prüfen, welches Krankenhaus vor Ort für einen verletzten oder erkrankten Präsidenten in Frage kommt. Welche Klinik das in Hamburg sein könnte, ist ein gut gehütetes Geheimnis.

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