Frontarbeit

Hausärzte gegen Burn-out

Im Kampf gegen Depression, Burn-out und Co. stehen Hausärzte an der Front, sind Experten überzeugt. Nur gibt es ein Problem: Für ihre Arbeit werden sie weder ausreichend honoriert, noch gibt es die nötigen Fortbildungen.

Veröffentlicht:
Stress pur: Arbeit an der Börse.

Stress pur: Arbeit an der Börse.

© Xinhua / imago

BERLIN (nös). Hausärzte sind in vielen Fällen die ersten, die bei ihren Patienten psychische Erkrankungen diagnostizieren.

Deswegen brauchten gerade sie verbesserte Fortbildungen und höhere Honorare etwa für die sprechende Medizin, forderte Dr. Cornelia Goesmann am Dienstag bei dem Symposium "Mitten im Arbeitsleben - trotz psychischer Erkrankung" der Bundesärztekammer und des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit in Berlin.

Die Allgemeinärztin und ehemalige Vizepräsidentin der BÄK verwies darauf, dass mittlerweile jeder zweite Behandlungsfall bei Hausärzten auf psychische Erkrankungen zurückgeht.

Auch der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) für Schleswig-Holstein und Hamburg bestätigt nach ihren Worten dieses Bild: Dort gehen mittlerweile 50 Prozent aller geprüften Arbeitsunfähigkeiten auf psychiatrische Erkrankungen zurück (ICD-10 F10 bis F99).

Statisch betrachtet falle jede berufstätige Person im Jahr mindestens vier Jahr wegen arbeitsbedingtem Stress aus, rechnete Goesmann in Berlin vor.

Hindernisse bei der Wiedereingliederung

Das hat Konsequenzen: Allein in deutschen Großstädten liegt nach ihren Worten die jährlich Prävalenz für psychische Krankheiten bei 34 Prozent der Gesamtbevölkerung. Für die Unternehmen entstünden so Produktionsausfälle von rund 26 Milliarden Euro jährlich - von den Gesundheitskosten ganz zu schweigen.

Goesmann führt die zunehmende Zahl von Neudiagnosen zum Teil auf die gestiegene Belastung in der Arbeitswelt zurück - aber nicht ausschließlich. Depression, Burn-out und Co. seien keine Tabuthemen mehr.

Immer mehr Patienten kämen direkt mit dem Wunsch zum Hausarzt, wegen psychischer Probleme "krankgeschrieben oder behandelt zu werden". Früher habe hier eine deutlich ausgeprägtere Scheu vorgeherrscht.

Wegen langer Wartezeiten bei Psychiatern und Psychotherapeuten, sieht Goesmann Hausärzte als Koordinatoren. Außerdem könnten sie, da sie sie Patienten in der Regel am besten kennen, schnell eingreifen und eine Chronifizierung der Erkrankung verhindern.

Den Allgemeinärzten komme letztlich auch die Aufgabe des langfristigen Fallmanagements zu - in Kooperation mit niedergelassenen Psychiatern.

Schlicht die Bürokratie gefährdet nach ihren Worten die adäquate Versorgung. Unterschiedlichste Antragsmodalitäten, Formblätter, Zusatzqualifikationen und eine schlechte Honorierung sind für sie die Hinternisse bei der Wiedereingliederungskette.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Gerhard Leinz 19.09.201207:05 Uhr

Hausärzte entlasten !

Psychisch Kranke sollten ein Recht auf Behandlung durch Fachtherapeuten (Fachärzte und psycholgische Psychotherapeuten) haben, wie alle anderen Kranken. Die Kostenexplosion nicht nur beim Krankengeld zeigt: Da ist etwas schief im System. Die Krankenkassen setzen zunehmend auf Sozialpädagogen (Beispiel Netzwerk psychische Gesundheit, TKK et andere). Meine Erfahrung ist: Gerade die angesprochene oft schwierige berufliche Wiedereingliederung bei psychischen Störungen erfordert höchste Kompentenz, ansonsten endet es doch in der Frühberentung. Das angesprochene Geld wäre am effektivsteneingesetzt beim Abbau der Wartezeiten bei den Psychotherapeuten! Davon würde auch die Hausärzte profitieren!
Gerhard Leinz- Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung