Herpes-Viren haben  eine weit verzweigte Großfamilie

Spricht man von Herpesviren, assoziiert man zumeist Herpes-simplex-Viren und Varizella-Zoster-Viren. Doch sind dies nur zwei Geschwister in einer verzweigten Herpesviren-Großfamilie kubischer DNA-Viren mit Hüllmembran, die bis zu 200 nm groß sind. Insgesamt sind mehr als 100 Herpesviren-Spezies bekannt.

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Varizella-Zoster-Viren gehören zu den Alphavirinae.

Varizella-Zoster-Viren gehören zu den Alphavirinae.

© Foto: Aventis Pasteur MSD

Zunächst werden die drei Subfamilien Alpha-, Beta- und Gammavirinae unterschieden. Die Herpes-simplex-Viren (HSV) und Varizella-Zoster-Viren gehören zu den Alphavirinae.

Die Erstinfektion mit Herpesviren hat meist bis zum fünften Lebensjahr stattgefunden. Sie verläuft in der Regel asymptomatisch, selten als Stomatitis aphthosa (Mundfäule). Mehr als 90 Prozent der Erwachsenen sind seropositiv. Die Viren persistieren in den Nervenganglien und sind dort keiner Therapie zugänglich. Warum manche Menschen erkranken, andere nicht, ist nach wie vor nicht vollständig geklärt. HSV kommen im Speichel, Urin und im Stuhl vor. Sie werden über Mikroläsionen in der Haut und Schleimhaut übertragen.

Zu den Betavirinae gehört unter anderem das Zytomegalie-Virus (CMV). In den Industrieländern lassen sich bei 60 Prozent der Erwachsenen Antikörper nachweisen, in Entwicklungsländern bei nahezu 100 Prozent. Die Viren überleben im Monozyten-Makrophagen-System. Aktiviert werden sie bei Resistenzminderung des Wirts, etwa bei immunsupprimierten Patienten. Sie rufen mononukleoseähnliche Infektionen hervor, mit Bildung von Riesenzellen, vermehrter Antikörperproduktion bei zugleich reduzierter zellulärer Immunität. Übertragen wird CMV über Speichel, Blut, beim Geschlechtsverkehr sowie über die Muttermilch. Ein anderes Virus aus der Subfamilie der Betavirinae ist zum Beispiel das Roseolovirus (humanes Herpesvirus 6, selten HHV-7), das bei Kindern das Exanthema subitum, besser bekannt als Dreitagefieber, auslöst.

Zu den Gammavirinae gehören etwa das Epstein-Barr-Virus (HHV-4) und das Rhadinovirus. Das Epstein-Barr-Virus kommt nur beim Menschen vor und ist der Erreger der Mononucleosis infectiosa (Pfeiffer-Drüsenfieber). Womöglich ist EBV aber auch an der Entstehung des malignen Non-Hodgkin-Lymphoms beteiligt sowie an den oralen haarförmigen Leukoplakien bei HIV-Patienten. Fast alle Menschen über 40 haben Kontakt mit EBV gehabt. Im Allgemeinen kann das Immunsystem das Virus kontrollieren. Zur Gattung Rhadinovirus gehört das HHV-8, das bei allen Formen des Kaposi-Sarkoms nachgewiesen worden ist. (ner)

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