Krieg in der Ukraine

Hilfe für ukrainische Krebspatienten in Thüringen stößt an Grenzen

In den vergangenen drei Jahren sind 189 Erkrankte zur Behandlung weitervermittelt worden. Aktuell fehlen jedoch Unterkünfte, sodass keine neuen Patienten in Thüringen aufgenommen werden können.

Veröffentlicht:

Jena. Drei Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine bleibt der Bedarf an medizinischer Hilfe für nach Thüringen geflüchtete ukrainische Krebspatienten hoch. Derzeit stehen 48 Erkrankte auf einer Warteliste der Thüringischen Krebsgesellschaft (TKG), die Patienten zur Behandlung an Krankenhäuser und niedergelassene Onkologen vermittelt.

Die Gesellschaft ist Teil der kurz nach dem Überfall entstandenen bundesweiten Initiative „Cancer affected and on the run“ (Krebskrank und auf der Flucht). In Thüringen hat sie nach Angaben von Geschäftsführerin Astrid Heßmer in den vergangenen drei Jahren 189 Erkrankte zur Behandlung weitervermittelt.

Lesen sie auch

Und mit jeder weiteren Zerstörung von ukrainischen Kliniken und weitere medizinische Infrastruktur bei russischen Angriffen wird die Hilfe dringlicher. „Wenn in den Nachrichten von der Bombardierung von Krankenhäusern berichtet wird, haben wir am nächsten Tag Anfragen von Betroffenen“, berichtet Heßmer. Es meldeten sich inzwischen überwiegend Erkrankte, deren Diagnose frisch sei und die in ihrer Heimat nicht operiert und medikamentös versorgt werden könnten.

Es fehlen geeignete Unterkünfte

Doch die TKG stößt an Grenzen. Es fehlt an geeigneten Unterkünften für die Schwerkranken, die oft viele Monate behandelt werden müssen. Der Unterkunftsmangel ist so dramatisch, dass derzeit keine neuen Patienten in Thüringen aufgenommen und behandelt werden können.

Gemeinschaftsunterkünfte seien für Tumorpatienten etwa während einer Chemotherapie nicht geeignet, so Heßmer. Sie benötigten individuelle Unterkünfte, in denen möglichst auch ihre sie betreuenden Familienangehörigen unterkommen könnten.

Lesen sie auch

Seit Kriegsbeginn haben rund 360 Tumorkranke oder ihre Angehörigen Kontakt zur Thüringischen Krebsgesellschaft aufgenommen, telefonisch, über Messengerdienste, per Mail oder über ein auf der Website der Gesellschaft verfügbares Kontaktformular. Die in Behandlung vermittelten 189 Patienten mussten überwiegend wegen Darmkrebs, Brustkrebs, Lymphomen, Lungenkrebs und Hirntumoren behandelt werden. 13 Patienten starben an ihrem Tumor.

An der Behandlung sind mehrere Krankenhäuser und niedergelassene Onkologen in Thüringen beteiligt. Finanziert wird die Behandlung durch die Krankenkassen. Ukraine-Flüchtlinge sind in der Regel gesetzlich krankenversichert, entweder als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte oder als Bürgergeldempfänger. Die Thüringische Krebsgesellschaft will die Hilfe fortsetzen und hofft bei ihrer Arbeit auch auf finanzielle Unterstützung der Landesregierung. (zei)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen

Lesetipps
Karteneinschub im Lesegerät für den E-Arztausweis

© Ingenico Healthcare

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Arbeiten an der Zukunft der Hausarztpraxis Nürnberg-Fischbach: Dr. Nicolas Kahl und Nicki Maurer.

© Torsten Fricke

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen