KBV gegen Aufgaben-Neuordnung

Hofmeister zur Substitution ärztlicher Tätigkeiten: „Wir sind nicht in Westaustralien!“

Der Streit um eine Substitution ärztlicher Tätigkeiten geht in die nächste Runde. Futter liefert ein kürzlich eingebrachter Gesetzesantrag der Grünen. KBV-Vize Hofmeister findet klare Worte für den Vorstoß – und warnt.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Deutschland sei gerade wegen seiner ambulanten ärztlichen Versorgung als so widerstandsfähig durch die Krise gegangen und nicht, weil andere ärztliche Tätigkeiten übernommen hätten, so KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister.

Deutschland sei gerade wegen seiner ambulanten ärztlichen Versorgung als so widerstandsfähig durch die Krise gegangen und nicht, weil andere ärztliche Tätigkeiten übernommen hätten, so KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister.

© Stephanie Pilick

Berlin. Die KBV-Vertreterversammlung hat sich klar gegen eine Aufweichung des Arztvorbehalts ausgesprochen. „Die Verantwortung für das Handeln am Patienten muss Aufgabe eines durch lange Aus- und Weiterbildung qualifizierten Arztes sein“, sagte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister am Freitagvormittag.

Eine generelle Neuordnung der Arbeitsverteilung im Gesundheitswesen, wie es ein kürzlich von der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen eingebrachter Gesetzesantrag vorsehe, sei „entschieden“ zurückzuweisen.

„Pläne eines möglichen Koalitionspartners im Bund“

Der Grünen-Antrag sei in seinen möglichen Auswirkungen nicht zu unterschätzen, betonte Hofmeister. Es handele sich immerhin „um Pläne eines möglichen Koalitionspartners der kommenden Bundesregierung“.

Besonders pikant sei, dass die Grünen ihren Antrag mit Verweis auf die COVID-19-Pandemie begründeten, so Hofmeister. Deutschland sei aber gerade „wegen seiner ambulanten ärztlichen Versorgung als so widerstandsfähig“ durch die Krise gegangen und nicht, weil andere ärztliche Tätigkeiten übernommen hätten. Diese Feststellung habe nichts mit Standesdünkel oder Allmachtsfantasien zu tun, „wie sie uns in dem Antrag der Grünen scheinbar unterstellt werden“.

Den Befürwortern einer veränderten Arbeitsverteilung müsse zudem bewusst sein, dass damit auch eine neue Zuweisung von Verantwortung für das Handeln am Patienten einhergehe. „Solange – völlig zu Recht, und begründet nicht nur durch eine zwölfjährige Aus- und Weiterbildung – diese Verantwortung bei Ärzten liegt, geht damit natürlicherweise auch eine gewisse Führungsaufgabe einher.“

Substitution ein Irrweg

Das Veto der Vertragsärzte richte sich ausdrücklich nicht gegen bessere Kooperation und Vernetzung akademischer und nichtakademischer Gesundheitsberufe, stellte Hofmeister klar. Der Grünen-Antrag ziele aber auf etwas Anderes ab. „Hier soll ganz offensichtlich der Weg in die Substitution – auf Deutsch: in den Ersatz ärztlicher Zuwendung – begangen werden.“

Ob es den Patienten aber recht sei, „wenn sie erst durch fünf Türen hindurch und mit fünf verschiedenen Leuten sprechen müssen, bevor sie dann doch mal einen Arzt zu Gesicht bekommen, wie es in anderen Ländern der Fall ist, das bezweifle ich doch sehr“.

Deutschland sei nicht Westaustralien, wo weite Wege und „eine kaum vorstellbar dünne Besiedelung“ derartige Schritte hin zur Substitution notwendig machten, so Hofmeister.

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