Uni-Instituten für Allgemeinmedizin

Ideen für Versorgungsmodelle

Aus etablierten Uni-Instituten für Allgemeinmedizin kommen inzwischen Blaupausen für die Versorgung bei Ärztemangel. Es fehlt weniger an Ideen als an der konkreten Umsetzung in der Regelversorgung.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. An den meisten der inzwischen 27 Instituten oder Abteilungen für Allgemeinmedizin, die sich bundesweit an den Medizinischen Fakultäten etabliert haben, werden auch Forschungsergebnisse hervorgebracht, die nachhaltige Effekte auf die Versorgung von Patienten haben.

Zum Beispiel am Institut für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt, wie deren Direktor Professor Ferdinand Gerlach im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" berichtet. Patientensicherheit und besonders Arzneimitteltherapiesicherheit sind seit langem ein Schwerpunkt der Institutsarbeit.

Das sind Probleme, auf die in zunehmendem Maße auch Patienten aufmerksam werden, und die für die Qualität der Versorgung maßgeblich sind. In verschiedenen Projekten wird unter anderem die Sicherheit der Arzneimitteltherapie bei Patienten mit Multimorbidität oder die Sicherheitskultur im Praxisteam gefördert.

Um potenzielle Fehlerquellen in der hausärztlichen Patientenversorgung aufzuzeigen und transparent zu machen, betreibt das Frankfurter Institut schon seit 2004 das Internet-Portal www.jeder-fehler-zaehlt.de.

Das Portal ist primär ein hausärztliches Fehlerberichts- und Lernsystem, an dem sich auch andere Berufsgruppen wie Apotheker oder Mitarbeiter aus dem Rettungsdienst beteiligen.

In der speziellen Berichtsaktion "Aktion Schnittstelle" liegt der Fokus darauf, Ereignisse und Fehler an der Schnittstelle zwischen Arztpraxis und Krankenhaus zu eruieren.

Gerlach erklärt: "Im Sinne einer positiven Fehlerkultur möchten wir auf beiden Seiten der Schnittstelle schauen, welche im Alltag relevanten Risiken für kritische Ereignisse bei Einweisung und Entlassung bestehen und wie sich diese minimieren lassen." Derzeit wird die Nutzung des Fehlerberichts- und Lernsystems auch in Praxisnetzen, beispielsweise in Nürnberg oder Köln, intensiviert.

Modelle für Ärztemangel

Die bessere Verzahnung von Schnittstellen ist auch ein Ziel des Projektes "Innovative Gesundheitsmodelle" (www.innovative-gesundheitsmodelle.de; InGe), das das Institut mit Unterstützung der Robert Bosch-Stiftung entwickelt hat.

Ziel des Projekts InGe war es, bundesweit erfolgreiche und zukunftsfähige Gesundheitsmodelle vor allem für den ländlichen Raum in einem frei zugänglichen Online-Portal vorzustellen und möglichen Nachahmern eine Blaupause zu liefern.

Unter der Leitung von Dr. Antje Erler sind mehr als 70 innovative Modelle mit ihren Erfolgsfaktoren, Barrieren und Angaben zur Übertragbarkeit auf andere Regionen beschrieben.

Das Projekt ist zwar bereits vor gut einem Jahr abgeschlossen worden, hat aber an Aktualität nichts eingebüßt. Denn gerade in ländlichen Regionen besteht bei der Sicherstellung der allgemeinmedizinischen Versorgung Handlungsbedarf.

Dazu werden funktionierende Modelle gezeigt. Zum Beispiel in der Region Uecker-Randow in Mecklenburg-Vorpommern, in der ein "GeroMobil" für Patienten die "kostenfreie, neutrale und anonyme Beratung, Diagnostik und unterstützende Hausbesuche in 37 Ortschaften" sicherstellt.

Oder die Licher Gemeindeschwestern in Hessen, die in Dörfern ohne Hausärzte eine Versorgung insbesondere auch der älteren Bevölkerung aufrechterhalten.

Allerdings bedauert es Gerlach, dass noch zu wenige dieser Modelle realisiert seien. Es sei eine vertane Chance und ein "echtes Problem", dass Beharrungskräfte im Gesamtsystem und auch der "einseitige Zusatzbeitragsvermeidungs-Wettbewerb" der Krankenkassen dazu führten, dass die Übertragung dieser neuen Versorgungsoptionen in die Regelversorgung bislang nur punktuell gelungen sei.

Eine Ausnahme sind hingegen Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung (HzV), die von Instituten für Allgemeinmedizin ausgewertet worden sind.

So haben etwa Evaluationen der Universität Heidelberg ergeben, dass die Versorgung von HzV-Patienten in Baden-Württemberg überdurchschnittlich gut koordiniert wird und mit dem Einsatz insbesondere der Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH) auch der Grad an Patientenzufriedenheit steigt.

Teile dieser Ansätze wie die VERAH hätten mittlerweile auch in der Regelversorgung Eingang gefunden.

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