Internistenkongress

"Telemedizin wird Teil unserer Arbeit werden!"

Digitale Medizin ist ein Schwerpunktthema beim diesjährigen Internistenkongress. Sie wird nach Überzeugung von Experten die Arzt-PatientenBeziehung verändern.

Veröffentlicht:

BERLIN. Telemedizin, Anwendungen kardiologischer Apps und Big-Data-Analysen werden nach Ansicht von Professor Friedrich Köhler, Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin an der Charité Berlin, die klassische Arzt-Patienten-Beziehung nicht ersetzen, wohl aber verändern.

"Wir müssen akzeptieren, dass dies Teil unserer Arbeit werden wird", so Köhler im Vorfeld des Internistenkongresses 2016 vor der Presse in Berlin. Deshalb fordert er, telemedizinische Anwendungen in die Aus- und Weiterbildung von Ärzten zu implementieren. So rotieren an Köhlers Abteilung die kardiologischen Assistenzärzte halbjährlich in die telemedizinische Betreuung von Patienten.

Bei der Entwicklung und Erforschung telemedizinischer Technologien gilt Deutschland weltweit als eines der führenden Länder. Dabei habe man "einige Lektionen gelernt", sagte Köhler. Herzkranke Patienten könnten mit Hilfe der Telemedizin länger leben als ohne die Technik und sie könnten Krankenhausaufenthalte vermeiden.

Es sei allerdings nicht "das Bändchen am Arm" oder "das beste Gerät", welches Leben rette. Die Geräte müssten vielmehr optimal eingebunden sein in die Versorgungsstruktur. Und die Technik müsse intuitiv nutzbar sein: "Der Fluss von Informationen ist wichtig."

Mit telemedizinischen Anwendungen sollen Frühwarnsysteme etabliert werden, um Zustandsverschlechterungen wie beginnende hydropische Dekompensation oder fehlerhafte Schrittmacherfunktionen früh erkennen und möglichst vor Einsetzen von Symptomen behandeln zu können.

Auf diese Weise wirke Telemedizin als zusätzliches Sicherheitsnetz, sei aber keine anonyme Betreuungsform, so Köhler. "Es geht um mehr Zuwendung zum Patienten, nicht um weniger!" Und: "Wer miteinander Telemedizin betreiben möchte, muss sich mindestens einmal die Hand gegeben haben."

 Er unterstrich damit das in Deutschland bestehende Verbot, Patienten ausschließlich telemedizinisch zu betreuen. Die Grundbeziehungen zwischen Arzt und Patient müssten denselben Regeln folgen wie in der Präsensmedizin: persönliche Ansprechpartner, Facharztstandard, Aufklärungs- und Schweigepflicht.

Telemedizin ist nach seiner Überzeugung zudem eine Chance, regionale Versorgungsdefizite auszugleichen.

So wird derzeit in der Versorgungsforschungsstudie TIM-HF II bei 1500 Herzinsuffizienz-Patienten geprüft, ob mit einer telemedizinischen Betreuung in strukturschwachen ländlichen Regionen ohne residente Kardiologen eine ähnlich gute Versorgung erreicht werden kann wie in Regionen mit niedergelassenen Kardiologen. Erste Ergebnisse werden 2017/18 erwartet. (ner)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sonderbericht

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse