Arzneimittelpolitik

Im Inland mitentwickelte Innovationen sollen von Preis-Leitplanken befreit werden

Pharmafirmen hadern mit den Vorgaben zur Preisbildung für Innovationen ohne nennenswerten Zusatznutzen. Ist der Komparator noch nicht generisch und fand klinische Forschung in Deutschland statt, soll der Erstattungsbetrag künftig wieder freier verhandelt werden dürfen.

Veröffentlicht:

Berlin. Neue Arzneimittel, an deren klinischer Entwicklung ein relevanter Patientenanteil aus Deutschland beteiligt war, sollen künftig von einigen der sogenannten „Leitplanken“ der Preisbildung befreit werden. Das sieht ein Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen zum Medizinforschungsgesetz vor, der am heutigen Dienstag bekannt wurde.

Die in der Industrie viel kritisierten „Leitplanken“ (in Paragraf 130b Abs. 3 SGB V) waren erst vor zwei Jahren mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz eingeführt worden. Danach muss sich die Preisbildung für neue Wirkstoffe, denen der G-BA keinen oder lediglich einen nicht quantifizierbaren oder nur geringen Zusatznutzen attestiert, auf verschiedene Weise an den Kosten der zweckmäßigen Vergleichstherapie orientieren, was den Spielraum für Preisvereinbarungen zwischen Herstellern und GKV-Spitzenverband einengt.

G-BA soll deutschen Klifo-Anteil kontrollieren

Innovationen, zu deren klinischer Entwicklung mindestens fünf Prozent aller Probanden an inländischen Zentren getestet wurden, sollen diesen Vorgaben nicht mehr unterliegen – allerdings nur dann, wenn anlässlich der frühen Nutzenbewertung durch den G-BA als Komparator ein noch patentgeschützter Wirkstoff bestimmt wurde.

Danach dürfen dann – trotz fehlenden oder geringen Zusatznutzens – künftig auch wieder deutlich über dem Niveau der Vergleichstherapie angesetzte Erstattungsbeträge vereinbart werden. Ob klinische Prüfungen eines neuen Arzneimittels tatsächlich zu dem geforderten Anteil in Deutschland stattgefunden haben, soll der G-BA im Rahmen seiner Nutzenbewertung prüfen.

Zur Begründung des Gesetzgebungsvorschlags heißt es, Kassenverband und Hersteller erhielten dadurch „mehr Flexibilität, um im konkreten Einzelfall den Beitrag des Arzneimittels zur Versorgung zu würdigen und gegebenenfalls die Gefahr einer Nichtvermarktung beziehungsweise Marktrücknahme trotz erfolgreich im Inland durchgeführter klinischer Prüfungen abzuwenden“.

Für Fälle, in denen der G-BA eine generische Vergleichstherapie vorgegeben hat, ändere sich an den „Leitplanken“ nichts. „Hier bietet der geltende Rechtsrahmen bereits ausreichende Verhandlungsspielräume“, heißt es. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie sollten sich Praxen auf Hitzewellen vorbereiten, Herr Fuchsig?

Höhere Leistungsausgaben

PKV-Beiträge steigen erneut

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Primärdiagnostik

So lässt sich Prostatakrebs gezielter aufspüren

Antidiabetika

Diabetes-Medikation: Welches Inkretin-Mimetikum ist das richtige?

S3-Leitlinie

Nachsorge von Schilddrüsenkrebs: Was gibt es zu beachten?

Lesetipps
Frau jongliert Smileys mit verschiedenen Gemütsausdrücken

© Nuthawut Somsuk / Getty Images / iStock

Neue Ära der Rheumatologie?

Rheuma: Anhaltende medikamentenfreie Remission könnte funktionieren

Multiples Myelom

© David A Litman / stock.adobe.com

Erstlinientherapie im Wandel

Multiples Myelom: Quadrupeltherapie als neuer Standard